Siemens trennt sich von Handygeschäft

Die lange Partnersuche für die Siemens-Handysparte endet mit der Komplettübernahme durch den taiwanischen BenQ-Konzern.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der Siemens-Konzern trennt sich von seinem verlustreichen Mobiltelefongeschäft mit 6.000 Beschäftigten. Der taiwanische BenQ-Konzern übernehme die Sparte komplett, teilte die Siemens AG (München) am Dienstag nun auch offiziell mit, nachdem am gestrigen Montag und am Wochenende bereits erste Informationen durchgesickert waren. Bis zuletzt war aber noch von einer Mehrheitsbeteiligung und nicht von einer Komplettübernahme die Rede. Zu der Sparte gehören auch die nordrhein-westfälischen Siemens-Werke in Bocholt und Kamp- Lintfort, wo zusammen 4200 Mitarbeiter beschäftigt sind.

Das Geschäft soll im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2004/05 (30. September) über die Bühne gehen. Für Siemens ergibt sich durch die Trennung eine Ergebnisbelastung von rund 350 Millionen Euro vor Steuern. Die Kartellbehörden und die BenQ-Hauptversammlung müssen noch zustimmen. Der Hauptsitz der neuen BenQ-Sparte soll in München sein. Siemens hatte nach hohen Verlusten monatelang einen Partner für das Mobiltelefon-Geschäft gesucht. Erstmals war der Konzern dabei auch bereit, die Rechte an der Marke Siemens an einen Mehrheitspartner abzugeben. BenQ habe sich im Rahmen des Geschäfts die Rechte an der Marke Siemens für fünf Jahre gesichert, teilte Siemens nun mit.

BenQ wird auch alle 6.000 Beschäftigten der Siemens-Sparte übernehmen. Dabei gelte weiterhin der Beschäftigungssicherungsvertrag, der im vergangenen Jahr für deutsche Werke geschlossen worden ist, sagte ein Siemens-Sprecher. Darüber hinaus gebe es aber keine Beschäftigungsgarantien. Die Schnurlostelefone, die ebenfalls zu dem Konzernbereich gehörten, sind nicht Teil des Geschäfts -- daher sind auch nur 6.000 Siemens-Mitarbeiter von dem Geschäft betroffen und nicht alle 10.000 Angestellten des Konzernbereichs. Die Weiterführung des Standorts Kamp-Lintfort sei ein wichtiges Kriterium bei der Suche nach einer Lösung für das Handygeschäft gewesen. BenQ soll, sobald der chinesische Partner in dem Joint Venture zustimmt, auch die Siemens-Fabrik in Shanghai übernehmen.

BenQ zähle in Asien bereits zu den am schnellsten wachsenden Anbietern im Handysegment, erklärten Siemens und BenQ in einer gemeinsamen Mitteilung. Durch den Zusammenschluss mit Siemens könne der Konzern "seine ehrgeizigen internationalen Expansionspläne" umsetzen. Im Zuge der Transaktion wird Siemens neue BenQ-Aktien in Höhe von rund 50 Millionen Euro zeichnen, was einer Beteiligung von rund 2,5 Prozent an BenQ entspricht; Zahlungen von BenQ an Siemens erfolgen dagegen nicht. (jk)