Vom PC zum Elektronik-Schrott

Viele Verbraucher haben mittlerweile mehrere ausgediente Rechner bei sich zu Hause stehen und wissen nicht, was sie damit tun sollen -- Computerschrott gehört aber nicht auf den Sperrmüll, betont auch die Elektronik-Branche.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Till Wortmann
  • dpa

Kaum eine Technologie ist so schnell nicht mehr auf dem neuesten Stand wie der PC. Wer stets die aktuelle und leistungshungrigste Software verwendet, braucht nach wenigen Jahren schon wieder einen neuen Rechner. Das gilt vor allem für die Fans von grafikintensiven Spielen. Doch wohin mit dem alten Eisen? Viele Verbraucher haben mittlerweile mehrere ausgediente Rechner bei sich zu Hause stehen und wissen nicht, was sie damit tun sollen. "Viele Händler sind dazu übergegangen, alte Rechner in Zahlung zu nehmen, wenn ein neuer PC gekauft wird", sagt Bernd Böhm, Betreiber der Webseite Computer-Greenhorn in Köln. Damit wollen die Händler den Kunden an sich binden. Direkt beim Hersteller hat der Verbraucher dagegen meist kein Glück mit seinem Elektroschrott: "Nur wenige Hersteller nehmen alte Geräte zurück."

Eine Ausnahme bildet Apple in Feldkirchen bei München: "Unsere Kunden können ihre alten Rechner bei der Firma Recycle IT abgeben", sagt Apple-Manager Rudolf Auer. Die Kosten für die Lieferung muss der Verbraucher allerdings selbst übernehmen. Den kompletten Recycling-Prozess bezahlt dagegen der Computer-Hersteller.

Viele PC-Besitzer machen sich überhaupt keine Gedanken über fachkundige Entsorgung. Sie werfen ihren Rechenknecht einfach auf den Müll -- zum Entsetzen der Fachleute: "Ausgemusterte Computer sollten nicht auf den Sperrmüll gestellt werden", sagt Martina Nolte, Sozialpädagogin und Projektleiterin des ABM-Projekts "Mook wat PC" in Hamburg. In dem gemeinnützigen Verein sind 18 Jugendliche damit beschäftigt, betagte PCs wieder flott zu machen.

Elektronik, die sich allen Bemühungen zum Trotz nicht wieder verwenden lässt, muss unbedingt umweltgerecht entsorgt werden. Sie enthält giftige Schwermetalle. Als besonders gefährlich für die Umwelt gelten Schadstoffe wie Blei, Quecksilber oder Kadmium, die aus alten PC-Teilen entweichen können. Das Telefonbuch nennt die Adressen der jeweiligen Abfallwirtschaftsbetriebe. In größeren Städten ist nicht nur die Beseitigung von Haus- und Sperrmüll organisiert, sondern auch die von Elektronikschrott, zum Beispiel über Recyclinghöfe. Alte Elektronik kann man dort kostenlos abgeben. Ansonsten finden sich in den Gelben Seiten unter "Schrott" auch Unternehmen, die alte Computer gegen Gebühr entgegennehmen.

Im kommenden Jahr soll es dem Verbraucher leichter gemacht werden, alte Rechner umweltschonend zu entsorgen: "Ab dem 13. August 2005 können Altgeräte kostenfrei bei einer kommunalen Sammelstelle abgegeben werden", erklärt Otmar Frey, Leiter Umweltschutzpolitik beim Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) in Frankfurt. Während die Erfassung der Altgeräte von den Kommunen organisiert und finanziert wird, übernehmen die Hersteller die Verwertung und das Recycling. Die neue Verordnung bezieht sich auch auf Altgeräte, die vor In-Kraft-Treten der Verordnung verkauft wurden. Doch die Regelung hat für den Kunden auch einen Nachteil: Neue Geräte werden dann vermutlich bis zu fünf Prozent teurer sein. "Die Entsorgungskosten gehen in den Neugeräte-Preis ein", erläutert Frey. Wie hoch der Aufpreis sein wird, hängt dem Experten zufolge zum Beispiel vom Gerätetyp ab. Schon jetzt sollte der Verbraucher beim Kauf eines PCs laut Frey auf einen geringen Energieverbrauch Wert legen. Das Umweltlabel "Blauer Engel" garantiert zusätzlich eine gewisse Umweltverträglichkeit.

Oft gehört der PC aber noch gar nicht auf den Müll: "Ein in die Jahre gekommener oder defekter PC ist selten komplett 'schrottreif'", sagt Böhm. Selbst wenn der Prozessor defekt oder zu langsam ist, funktionieren andere Komponenten wie Arbeitsspeicher, Grafikkarte und Festplatte meist noch einwandfrei. Diese Hardware ist durchaus noch gefragt. Böhm rät deshalb, das gute Stück entweder vollständig oder in Einzelteilen zu verkaufen -- zum Beispiel auf dem Trödelmarkt. Zum Verkauf der Einzelteile empfehlen sich auch Kleinanzeigenblätter, Händler für Gebraucht-PCs sowie Auktionen im Web. Außerdem kann man einen ausgedienten Computer auch an soziale Einrichtungen spenden: "Kindergärten oder eine Schule in der Nähe freuen sich meist, wenn sie einen Computer geschenkt bekommen", sagt Nolte. Denn für kleine Spiel- und Lernprogramme eignen sich oft auch noch PC-Oldies.

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(Till Wortmann, dpa) / (jk)