IPv6-Tag bei heise.de: Erste Ergebnisse

Einen Tag lang lief www.heise.de probeweise über IPv4 und IPv6 parallel. Dieser "Dual-Stack"-Betrieb kann jedoch durch Fehler in Programmen, Betriebssystemen oder Routern dazu führen, dass ein Surfer die Seite gar nicht mehr erreicht. Die Schwierigkeiten waren aber geringer als befürchtet.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Johannes Endres

Der IPv6-Tag bei www.heise.de ist vorbei, und wenn wir nicht intensiv darauf hingewiesen hätten, hätte ihn wahrscheinlich niemand bemerkt. Für einen Tag haben wir www.heise.de parallel über IPv4 und IPv6 bedient. Dieser "Dual-Stack"-Betrieb kann jedoch durch Fehler in Programmen, Betriebssystemen oder Routern dazu führen, dass ein Surfer die Seite gar nicht mehr erreicht. Im Prinzip liegt das daran, dass der PC sich zwischen den beiden Übertragungsmethoden IPv4 und IPv6 falsch entscheidet und daher seine Anfrage ins Leere läuft.

Unterschiedliche Messungen im Internet deuten darauf hin, dass bis zu 0,1 Prozent der Clients betroffen sein könnten. Bei rund 1 Million Besuchern unserer Seite pro Tag entspräche das bis zu 1000 abgehängten Lesern, die nichts von www.heise.de zu sehen bekommen, auch keine Fehlermeldung. Um das abzufangen, hatten wir vor dem Test einen Monat lang auf eine E-Mail-Adresse für solche Fehlermeldungen hingewiesen. Über diese Adresse und im Forum erhielten wir reichlich Feedback von Ihnen, vielen Dank dafür.

Insgesamt waren unter den Feedback-Mails nur fünf E-Mails von Lesern, die am IPv6-Tag www.heise.de nicht erreichen konnten. In zwei Fällen genügte ein Restart des Routers beziehungsweise des Windows-PC, um den Fehler zu beheben. In zwei Fällen gab es ganz andere Internet-Probleme, die nichts mit dem IPv6-Test zu tun hatten.

Bleibt ein echter Problemfall, der aber recht speziell liegt: In einem nur per IPv4 angebundenen Netzwerk pries eine Station fälschlich ihre Dienste als IPv6-Router an (Router Advertisement). Und der Mac-OS-X-Rechner des Lesers versuchte, über diesen Fake-Router auf die globale IPv6-Adresse von www.heise.de zuzugreifen, obwohl er selbst nur link-lokale IPv6-Adressen hatte. Dass das nicht funktioniert, ist eigentlich klar. Hier scheint ein Bug in Mac OS X zu stecken.

Auch in fremden Foren und in Sozialen Netzwerken fanden wir gestern keine Beschwerden, dass www.heise.de nicht erreichbar sei. Insgesamt ist das Ergebnis unseres Test-Tages also mehr als ermutigend. Offenbar ist zumindest für unsere Site das Dual-Stack-Problem kleiner als befürchtet.

Doch bevor wir dieselbe Konfiguration in den Regelbetrieb übernehmen, sind noch einige Problemchen auszuräumen, die nicht direkt mit IPv6 zu tun haben. So nahmen unsere Short-Urls wie http://heise.de/-1066054 am IPv6-Tag noch einen Umweg über IPv4. Sobald wir die Lösungen für solche Details eingebaut haben, spricht technisch nichts mehr gegen einen Dual-Stack-Betrieb auf Dauer. (je)