T-Mobile fürchtet Untersagung von tele.ring-Kauf
Die Veröffentlichung des Briefs von T-Mobile-Chef an Österreichs Bundeskanzler Schüssel, sich bei der EU-Kommission für eine Genehmigung der Tele.ring-Übernahme einzusetzen, offenbart peinliche Details.
- Daniel AJ Sokolov
- Mattias Hermannstorfer
Die Zuversicht auf eine Genehmigung der tele.ring-Übernahme dürfte bei T-Mobile Austria doch nicht so groß sein, wie letzte Woche demonstriert. CEO Georg Pölzl versucht, die österreichische Bundesregierung zu einer Intervention bei der EU-Kommission in Brüssel zu bewegen, damit diese den Kauf des lästigen Konkurrenten doch noch genehmigt. Die österreichische Regierung hat in diesem Halbjahr die EU-Ratspräsidentschaft inne. Ein von Pölzl an Bundeskanzler Wolfgang Schüssel geschickter Brief ist durchgesickert und offenbart peinliche Details.
Die Vorarlberger Nachrichten haben einen Scan von Teilen des mit 27. Februar datierten Schreibens online gestellt (PDF-Dokument). Darin heißt es: "Unerwartet und entgegen die Aussagen [sic] von zuständigen Mitarbeitern in der Europäischen Kommission ist eine negative Entscheidung nicht mehr ausgeschlossen (...)". Pölzl sieht "weiterhin ein erhebliches Risiko, dass die EU-Kommission dem Zusammenschluss nach wie vor negativ gegenübersteht." Eine "sehr gute Quelle in Brüssel" habe wissen lassen, dass der Deal nur bei einem klaren, befürwortenden Signal der österreichischen Regierung genehmigt werde. "Ich ersuche Sie um Ihre Einschätzung, in welcher Form der 'österreichische Standpunkt' in Richtung 'EU-Kommission' kommuniziert werden kann", schreibt der Manager.
Doch im Bundeskanzleramt will man sich "sicher nicht in die Prüfung der Kommission einmischen". Wirtschaftsminister Martin Bartenstein soll die Angelegenheit zwar bereits mehrmals mit EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes erörtert haben, meint jedoch, dass in Österreich "keine wesentlichen Bedenken geäußert" worden seien. Aktive Unterstützung sieht anders aus. Die Zuspielung von Pölzls Brief an Medien darf als weiteres Symbol gelten.
Nach Ansicht von Teilen der Branche hat sich T-Mobile das Ausbleiben des Rückenwindes aus der Wiener Hofburg selbst zuzuschreiben. T-Mobile-Chef Pölzl habe das "Klinkenputzen" verabsäumt, erläuterte Anfang Februar ein in die laufenden Verfahren involvierter Brancheninsider gegenüber heise online. Ohne vorab den Bundeskanzler, die relevanten Minister und die Sozialpartner zu informieren, sei der Kaufvertrag abgeschlossen worden. "Die sind nicht den österreichischen Weg gegangen, sondern haben gedacht, sie machen das einfach. Aber so funktioniert das bei uns nicht. Hier geht es um 600 Arbeitsplätze, das interessiert den Bundeskanzler einfach, auch wenn er gar nichts zu entscheiden hat." Die fehlende Vorabinformation habe für Verstimmung gesorgt. Und auch nach Vertragsunterzeichnung sei das Management nicht optimal gewesen. "T-Mobile hat bis Dezember gebraucht, um die ersten konkreten Auflagen anzubieten. Was haben die die ganze Zeit gemacht?"
Ob erst jetzt oder noch immer – Pölzl versucht, Schüssel auf seine Seite zu ziehen. Auf zwei weiteren Seiten unterbreitet der Manager dem Bundeskanzler Argumente für ein Fortdauern des Wettbewerbs. So biete Mitbewerber 3 "bei Berücksichtigung der Handset-Subventionen derzeit die günstigsten Minutenpreise". Der Vermerk "streng vertraulich" kommt nicht von ungefähr. Denn in der Folge attestiert T-Mobile dem Konkurrenten sogar die "objektiv nachweisbare Preisführerschaft". (Daniel AJ Sokolov) / (mhe)