Lucent und ZTE bieten CDMA-Technik für digitalen Behördenfunk

Im laufenden "Schönheitswettbewerb" für die Ausschreibung des deutschen BOS-Digitalfunknetzes setzt das US-amerikanisch-chinesische Konsortium auf einen in Europa bislang kaum verwendeten Standard.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Der US-amerikanische Telekomausrüster Lucent und die chinesische ZTE beteiligen sich gemeinsam am laufenden "Teilnahmewettbewerb" des Bundesinnenministeriums (BMI) für die Ausstattung der deutschen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) mit einem digitalen Funknetz. Das berichtet die Wirtschaftswoche. Nach eigenen Angaben ist die 1985 gegründete ZTE Chinas größter börsennotierter Hersteller für Telekommunikationsanlagen. Laut Wiwo schlägt das Firmenduo eine Variante des bislang vor allem außerhalb Europas verbreiteten Mobilfunkstandards CDMA (Code Division Multiple Access) im 450 MHz-Band als technische Basis für das BOS-Netz vor. Eine Lucent-Sprecherin lehnte jeglichen Kommentar zu dem Bericht ab.

Eine öffentlich zugängliche Liste der Firmen, die sich dem "Schönheitswettbewerb" des BMI als erster Stufe des Vergabeverfahrens stellen, exisitiert nicht. Mehrere Firmen haben ihre Teilnahme bestätigt, darunter ein Konsortium aus EADS, Nokia und Siemens, die ebenso wie die Allianz aus Motorola und T-Systems auf den ETSI-zertifizierten, herstellerübergreifenden TETRA-Standard setzen, der bereits von mehreren BOS in Europa verwendet wird. Vodafone D2 geht hingegen als einziger Bieter mit BOS-GSM ins Rennen. Dieser Standard wird bislang von keiner Blaulichtorganisation eingesetzt.

Laut Wiwo bieten Lucent und die Chinesen die ZTE-Entwicklung GoTa (Global Open Trunking Architecture) an -- laut ZTE handelt es sich dabei um die weltweit erste CDMA-basierte Bündelfunklösung. Gemeinsam mit dem Netzbetreiber Nordisk Mobiltelefon AB (NMT) errichtet das chinesische Unternehmen derzeit in Norwegen ein GoTa-CDMA-Netz, das dank der großen Reichweite von 450 MHz-Sendern eine fast komplette Abdeckung des dünnbesiedelten Landes sicherstellen soll. Die nicht näher beschriebene "Phase 1" des Projekts soll laut ZTE noch in diesem Juni abgeschlossen sein. Benutzer dieses Netzes werden jedoch nicht BOS wie Polizei und Feuerwehr sein, sondern professionelle Nutzer wie die Holzindustrie, deren Funkversorgung in den ausgedehnten Wäldern mit GoTa verbessert werden soll.

Ein weiteres Indiz für die Zusammenarbeit für die Zusammenarbeit von Lucent und ZTE beim Bündelfunk liefert eine Pressemitteilung aus der US-Firmenzentrale von Lucent vom November 2004: Hiernach haben Lucent und der Netzbetreiber NMT in Finnland einen Pilotversuch mit einem CDMA450 genannten Verfahren durchgeführt. Beim Datentransport seien dabei Werte von bis zu 2,4 MBit/s erzielt worden.

Den aktuellen Stand der langwierigen politischen Auseinandersetzung um ein einheitliches BOS-Digitalfunknetz in Deutschland gibt die Meldung CDU/CSU blockiert BOS-Bundesanstalt wieder. Diese enthält auch einen Überblick über weitere Meldungen zum Thema. Die besonderen Anforderungen der BOS an ihre Funknetze und Erfahrungen mit TETRA-Netzen schildert der Beitrag Digitalfunk-Netze unter Spitzenlast auf heise mobil. (ssu)