USA: Mangel an Computerspezialisten
Die amerikanische Computerindustrie stellt einen erheblichen Mangel an Computerspezialisten fest und fordert die amerikanische Regierung dringend auf, die Zahl der auf sechs Jahre beschränkten Visas für ausländische Techniker und Wissenschaftler zu erhöhe
Die amerikanische Computerindustrie stellt einen erheblichen Mangel an Computerspezialisten fest und fordert die amerikanische Regierung dringend auf, die Zahl der auf sechs Jahre beschränkten Visas für ausländische Techniker und Wissenschaftler zu erhöhen oder diese Beschränkung ganz aufzuheben. Bislang können Firmen bis zu 65000 Spezialisten mit den sogenannten H-1B Visas in die USA holen.
Das amerikanische Wirtschaftsministerium gab bekannt, daß im nächsten Jahrzehnt 1,3 Millionen Computerspezialisten benötigt würden. Eine Industriellengruppe, die Information Technology Association of America stellte unlängst in einer Befragung von mittleren und großen Firmen fest, daß allein in diesen angeblich 190000 Stellen - oder jeder zehnte Arbeitsplatz - für Computerspezialisten von Programmierern über Ingenieuren bis zu Systemanalytikern unbesetzt seien: "Unsere Industrie ist mit einem Mangel an Arbeitskräften von historischen Ausmaßen konfrontiert." Dieser Bedarf, der in den nächsten Jahren noch größer werde, könne durch einheimische Kräfte oder Umschulungen nicht erfüllt werden. Überdies sei an amerikanischen Universitäten die Zahl jener stark gesunken, die einen Hochschulabschluß in Computerwissenschaft besitzen, und 69 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, daß nur "wenige" der Hochschulabgänger die erforderlichen Kenntnisse hätten.
Clinton und Al Gore, die auf die Unterstützung der Computerindustrie hoffen, geraten dadurch in einen Konflikt. Bislang müssen die Firmen, um Visa für Computerspezialisten beantragen, nicht nachweisen, daß sie auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt keine geeigneten Kräfte gefunden haben. High-Tech-Firmen suchen, so Kritiker, mit ihren Untergangsprophezeiungen für die amerikanischen Computerindustrie nur nach Möglichkeiten, an billigere Arbeitskräfte heranzukommen und die Löhne zu drücken. Ältere amerikanische Computerspezialisten ab 40 Jahren hätten keine Chance mehr, einen Arbeitsplatz zu erhalten. Das amerikanische Arbeitsministerium jedenfalls sieht die primäre Aufgabe nicht in einer Erhöhung der Visa-Quote, sondern in einer besseren Ausbildung und in Umschulungsmaßnahmen für einheimische Kräfte.
Die Klage der Unternehmer wurde just zu der Zeit geäußert, als die Ergebnisse einer internationalen Untersuchung über die Schulausbildung (TIMSS) veröffentlicht wurden. Die mathematischen und wissenschaftlichen Kenntnisse amerikanischer High School Schüler liegen, zusammen mit denen von Ungarn, Rußland, Italien, Litauen, Zypern und Südafrika, weit unterhalb des internationalen Durchschnitts. Die Schüler der BRD bewegen sich im Mittelfeld, während die aus den Niederlanden, Schweden, Dänemark und der Schweiz überdurchschnittlich gut sind.
Siehe auch die Glosse in Telepolis Die Menschen werden immer intelligenter. (fr)