Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Rating

Ob langjähriger Unternehmer oder Existenzgründer: wer einen Kredit braucht, kommt am "Rating" nicht vorbei. Eine positive Einstufung ist erstrebenswert, denn sie beeinflusst nicht nur die Kreditvergabe, sondern auch die Höhe der zu zahlenden Zinsen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Marzena Sicking
Inhaltsverzeichnis

Auch wenn es einige attraktive Alternativen gibt, der Bankkredit ist für Kleinunternehmer und Mittelständler nach wie vor die wichtigste Finanzierungsform. Wer Geld von der Bank will, muss sich allerdings auch auf eine umfangreiche Analyse seiner Firma und Branche einstellen. Das sogenannte "Rating" sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen, denn die Einstufung entscheidet nicht nur über Kreditwürdigkeit, sondern auch über die Rahmenbedingungen der Finanzierung.

Rating ist eine detaillierte Analyse des Kreditsuchenden und seines Unternehmens, mit der möglichst genau eingeschätzt werden soll, ob der Kunde in der Lage sein wird, die Verbindlichkeiten zuverlässig zu bedienen. Die Rating-Einstufung besagt, wie hoch das Kreditausfallrisiko des jeweiligen Kunden ist. Ratings werden von Banken und anderen Kreditinstituten sowie von Ratingagenturen durchgeführt.

Mit der Einführung von "Basel II" im Jahr 2007 wurden Banken verpflichtet, für jeden bewilligten Kredit auch einen Eigenkapitalanteil zu hinterlegen. Dessen Höhe hängt maßgeblich von der Rating-Einstufung des Kunden ab. Damit soll die Stabilität des internationalen Finanzsystems gewährleistet, das Risiko von Bankeninsolvenzen minimiert werden.

Verbindliche Vorschriften gibt es nicht, Menge und Bezeichnung der Klassen variieren. Je nach Institut gibt es zwischen 8 und 15 Ratingstufen, die entweder mit Buchstabenkombinationen, dem Schulnotenprinzip oder einer Mischung aus beidem benannt werden.

Beim Rating geht es nicht nur darum, ob Sie den Kredit bekommen oder nicht. Wer sich sicher ist, dass ihm die Bank das Geld zur Verfügung stellt und sich deshalb keine große Mühe gibt, die Einstufung seiner Kreditwürdigkeit weiter zu verbessern, verschenkt bares Geld! Denn je besser die Einstufung ist, desto niedrigere Zinsen muss man zahlen – und umgekehrt: Je höher die Bank das Ausfallrisiko einstuft, desto höher sind die die Zinsen, die sie dem Kreditnehmer auferlegt.

1. Die wirtschaftliche Situation Ihres Unternehmens, also Bilanzen und Jahresabschlüsse, Umsatzentwicklung, Kostenstruktur, Erträge und Rentabilität. Auch Eigenkapitalquote, laufende Verbindlichkeiten etc. spielen eine Rolle.

2. Produkte, Businessplan und Strategie: Bei Existenzgründern hängt vieles davon ab, ob die Bank bzw. der Sachbearbeiter Ihr Konzept versteht und als erfolgversprechend betrachtet. Der Businessplan muss in jedem Fall überzeugen. Auch Marktpotential, Auftragsbestand und Aufträge, die man in Aussicht hat, werden abgefragt. Die meisten Banken achten auch darauf, ob Ihre Produkte trend- und konjunkturabhängig sind.

3. Die Marktsituation in der sich die Branche im Allgemeinen und Ihr Unternehmen befindet, wird beleuchtet. Außerdem vergeben die Banken für die jeweilige Branche ebenfalls Punkte. Bei manchen Banken und Instituten geht das sehr in die Tiefe, andere unterscheiden lediglich, ob es sich um Produktion, Dienstleistung oder Handel handelt. Der Marktanteil Ihres Unternehmens wird eventuell auch berücksichtigt, spielt in der Regel aber keine wichtige Rolle.

4. Die bisherige Geschäftsbeziehung zwischen Ihnen und Ihrer Bank: Natürlich spielt es beim Rating eine Rolle, ob Sie schon seit 20 Jahren Kunde sind oder eben erst mit einem Kreditwunsch durch die Tür geschneit kamen. Und ob Sie sich bislang als zuverlässig erwiesen haben oder es immer wieder Probleme mit Zinszahlungen u.ä. gab. Wichtig ist auch Ihre Kommunikationsbereitschaft. Die Bank achtet genau darauf, ob sie wichtige geschäftliche Informationen, die für die Bank relevant sind (z.B. Expansionspläne) rechtzeitig mitteilen.

5. Qualität des Managements: Die Bank will wissen, ob Sie aufgrund Ihrer Ausbildung überhaupt in der Lage sind, das Unternehmen erfolgreich zu leiten. Auch Controlling, Forderungsmanagement, Umgang mit Haftungsrisiken, Investitionsplanung etc. werden genau unter die Lupe genommen.

Die wichtigsten Regeln sind: halten Sie Ihre Unterlagen immer auf dem neuesten Stand und sorgen Sie für eine gute Eigenkapitalquote, denn das sind Dinge, auf die besonders großen Wert gelegt wird. Aktuelle Unterlagen sollten nicht das große Problem sein. Beim Thema Eigenkapitalquote sollte man gegebenenfalls auch über das Thema Forderungsverkauf nachdenken.

Wer sich bisher noch nicht mit dem Thema Rating auseinandersetzen musste und nicht genau weiß, was auf ihn zukommt, kann sich Unterstützung von offizieller Stelle holen. So hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie eine Checkliste (PDF) bereit gestellt, die Existenzgründern und Rating-Anfängern hilft, sich auf das Thema vorzubereiten. Ebenfalls sehr hilfreich: Der kostenlose Rating-Coach des Ministeriums. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)