"Simon the Sorcerer Origins": Cleveres Comeback

Die Smallthing Studios erwecken mit "Simon the Sorcerer Origins" eine alte Point & Click-Legende zu neuem Leben. Clever, witzig, unterhaltsam.

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Neue Simon-Optik

(Bild: Andreas MĂĽller)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Andreas MĂĽller
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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

"Simon the Sorcerer" ist eine Legende der Point & Click-Abenteuer. 1993 von Mike Woodroffe und seinem Team von Adventure Soft entwickelt, zählte das Spiel neben den LucasArts-Abenteuern zu den bekanntesten und erfolgreichsten Genre-Vetretern. Drei Jahrzehnte und ein paar Fortsetzungen, Remakes und Spin-Offs später, ist der Ruhm etwas verblasst. Das Prequel "Simon the Sorcerer Origins" soll den Glanz früherer Tage zurückbringen.

Es beginnt, wie so viele Abenteuer zuvor. Kurz nach dem Umzug verschlägt es den vorlauten elfjährigen Bengel Simon durch ein Portal in eine Fantasy-Welt voller Zauberer, Hexen und Trolle. Um zurückzukehren, muss er das Geheimnis um den ersten Zauberer lösen und macht sich mithilfe des alten Magiers Calypso und des kläffenden Köters Chippy auf den Weg. Allerdings gibt es da noch den bösen Sordid, der seine eigenen finsteren Pläne mit dem ersten Zauberer und dem geheimnisvollen Portal hat.

Augenzwinkernder Retrocharme: "Simon the Sorcerer Origins" bietet kurzweiligen Rätselspaß.

(Bild: Andreas Müller)

Wer nach diesen Zeilen denkt: Na, das klingt gar nicht nach einem Prequel, sondern nach einer Neuauflage des Klassikers, sollte bis zu den Endcredits warten. Bis dahin ist es ein Simon, wie ihn die alten Fans kennen. Wie das Original spielt das Prequel ironisch mit Genre-Klischees und bricht manchmal die vierte Wand. Ein selbstreferenzielles Abenteuer, das Genre-Kenner locker in weniger als 10 Stunden durchspielen.

Das italienische Entwicklerstudio Smallthing erfindet das Genre nicht neu. Simon trabt durch die Gegend, sucht nach Hinweisen und kombiniert Gegenstände. Einmal muss Simon einen Schlaftrunk brauen oder ein paar Eulen finden, die aus einem Labor geflüchtet sind. Dann gibt es noch Trolle, die ihren Posten nicht verlassen wollen oder Runensteine, die erst mit einem Trick ihr Geheimnis offenbaren. Das ist logisch aufgebaut, und wenn Spieler einmal das Grundprinzip verstanden haben, gibt es kaum Frustmomente.

Ein Hut, viel Inventar: Bei den Rätseln müssen Gegenstände clever kombiniert werden.

(Bild: Andreas Müller)

Ein "Game Over" gibt es nicht und kein Weg endet in einer Sackgasse. In unserem Spieldurchlauf kamen wir nur einmal ins Stocken. Das auch nur, weil eine Spielmechanik im Spiel nicht genau erklärt wurde. Dagegen gibt es immer wieder offene und versteckte Tipps im Spiel, die das Weiterkommen erleichtern.

Köpfchen gefragt: Ein paar Schalterrätsel öffnen versteckte Gänge.

(Bild: Andreas Müller)

Das Prequel besitzt einige originelle Ideen. So kann Simon Zaubersprüche erlernen, mit denen er Lampen erleuchtet oder Wasser einfriert. Allerdings geht ein unbedachter Umgang mit dem Zauberstab schon mal nach hinten los. Später verwandelt Simon seinen Zauberhut und verändert die Eigenschaften bestimmter Gegenstände.

Wiedersehensfreude: Simon trifft auf seinem Abenteuer auf alte Bekannte.

(Bild: Andreas Müller)

Manchmal müssen die Spieler dabei ein wenig um die Ecke denken. Am Ende wartet ein echter Bosskampf auf sie, in dem sie ihre Fähigkeiten kombinieren.

Die eigentliche Stärke des Spiels ist der augenzwinkernde Umgang mit zahlreichen Genre-Klischees. Alte, verwirrte Zauberer; einfältige Trolle und immer wieder Kommentare und humorvolle Hinweise auf die eigene Spielreihe. Das führt zu witzigen Momenten, wenn Simon einen Zauberer mit seinem Lieblingsgetränk "abfüllen" muss oder einer Hexe als willenloser Zombie beim Tränke brauen hilft. "Origins" nimmt sich vom Anfang bis zum Ende nicht ernst.

Witziger Abenteuertrip: Simon spricht auf seinem Abenteuer auch gerne mal mit den Spielern.

(Bild: Andreas Müller)

Was ein wenig fehlt, ist der Spielumfang. Eine kleine Stadt mit Kneipe und Kramladen, eine Zauberakademie und ein stinkender Sumpf – schnell haben die Spieler alles gesehen. Oft müssen sie dann bekannte Orte nochmal besuchen, weil sie dann erst die richtigen Gegenstände zum Kombinieren haben. Das wird zwar durch eine Schnellreisefunktion erleichtert, lässt aber Abwechslung vermissen. Dagegen besitzt der Zeichentrick-Look stimmigen Retrocharme und die Vertonung ist in Deutsch und Englisch hervorragend gelungen.

"Simon The Sorcerer: Origins" von den Smallthing Studios ist ein spaßiges Point & Click-Abenteuer mit nostalgischem Charme, das durch ein paar clevere Spielideen und viel Ironie die Fans begeistern wird. Die Rätsel sind logisch aufgebaut und fordern nur in wenigen Momenten die Gehirnzellen – dann aber richtig. Wir hätten uns mehr Abwechslung bei Schauplätzen und Rätseldesign gewünscht. Zwischen den witzigen Dialogen und schrägen Figuren fällt das aber kaum auf. Simon gelingt mit "Origins" ein gelungenes und kurzweiliges Comeback für alte und neue Fans.

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"Simon The Sorcerer Origins" erscheint am 28. Oktober für Windows, PS4/5, Xbox Series, Nintendo Switch, macOS, SteamOS und Linux. Es kostet ca. 25 – 35 Euro (digital) oder ca. 30 – 50 Euro (Disc) und ist auf den üblichen Plattformen zu finden. USK ab 6. Für unseren Text haben wir die Windows-Version durchgespielt.

(dmk)