Sicherheitsexperte Andreas Pfitzmann verstorben

Der Wissenschaftler der TU Dresden, ein gern berufener Sachverständiger und Kritiker in den Bereichen Datenschutz und Datensicherheit, ist im Alter von 52 Jahren verstorben.

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Von
  • Alexander Neumann

Andreas Pfitzmann, Inhaber des Lehrstuhls für Datenschutz und Datensicherheit an der TU Dresden, ist am Donnerstag im Alter von 52 Jahren verstorben. In einem Nachruf des Prodekans der Fakultät Informatik, Oliver Rose, heißt es: "All unsere gemeinsamen Hoffnungen haben sich schlagartig aufgelöst. Bis zuletzt hat er noch so viel für seine Mitmenschen getan und Visionen für die Zukunft entwickelt. Wir alle verlieren in ihm einen wirklichen Menschenfreund, einen hervorragenden Wissenschaftler, engagierten Hochschullehrer und weitsichtigen Dekan."

Der Chaos Computer Club schließt sich Rose in einem weiteren Nachruf an: Pfitzmann "prägte in Deutschland die technischen und politischen Diskurse zu Selbstdatenschutz und informationeller Selbstbestimmung und besaß auch international Renommée. Dabei vermochte er stets, über die Grenzen seiner Disziplin hinweg die Auswirkungen von Technik begreifbar zu machen [...] Wir verlieren mit ihm einen einzigartigen Verteidiger der Anonymität und der informationellen Selbstbestimmung als Grundvoraussetzung für die gelebte Demokratie und einen herausragenden Wissenschaftler."

Pfitzmann war Leiter der Datenschutz- und Sicherheitsgruppe an der TU Dresden. Zu seinen Forschungsinteressen gehörten Datenschutz und multilaterale Sicherheit in Kommunikationsnetzen, mobiler Kommunikation und verteilten Anwendungen. Letzte Forschungsprojekte waren "anonymes Websurfing" (JAP), "Privacy and Identity Managment in Europe for Life" (PrimeLife) und "Steganographie". Zudem war er Mitglied in den Organisationen ACM (Association for Computing Machinery), Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) und der Gesellschaft für Informatik (GI). Bei Letzterer wirkte er lange Zeit als Vorsitzender der Fachgruppe "Verläßliche IT-Systeme".

Nach dem Informatik-Studium und der Promotion an der Universität Karlsruhe über "Kommunikationsnetze mit teilnehmerüberprüfbarem Datenschutz" (1989) arbeite er als Dozent an der Universität Hildesheim, bis er 1993 nach Dresden berufen wurde, wo er zuletzt als Dekan der Fakultät für Informatik tätig war. Zudem war der Wissenschaftler zum Prozess um die Online-Durchsuchung in Nordrhein-Westfalen vom Bundesverfassungsgericht als sachkundige Auskunftsperson bestellt worden und schrieb in der c't beispielsweise über den Bundestrojaner. (ane)