Tansania: Internetblockade nach fĂĽnf Tagen beendet, WhatsApp & Co. noch gesperrt
Fast eine Woche war Tansania komplett offline, jetzt geht das Internet wieder. Soziale Netzwerke und Messenger werden aber offenbar weiterhin blockiert.
(Bild: iamsevensix/Shutterstock.com)
Nach einer fünftägigen Sperre wurde das Internet in Tansania am Montag partiell wieder hergestellt, zahlreiche Internetdienste und soziale Netzwerke sind aber weiterhin gesperrt. Das hat Netblocks mitgeteilt, anderswo lässt sich das ebenfalls nachvollziehen: So zeigen Messdaten des Open Observatory of Network Interference (OONI), dass weder der Facebook Messenger noch Signal und WhatsApp in dem Land funktionieren – Telegram zwar auch, wurde aber schon vorher blockiert. Tor lässt sich aus Tansania demnach aktuell ebenfalls nicht nutzen. Auch Cloudflare hat die Wiederherstellung des Internets beobachten können, das US-Unternehmen hat am Donnerstag und Sonntag jeweils vorübergehende Aufhebungen der Sperren publik gemacht.
Die landesweite Internetsperre hatte vorige Woche zeitgleich zu Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in dem ostafrikanischen Land begonnen. Zu den Hintergründen gab es keine Informationen. Nach Schließung der Wahllokale waren aber Berichte über Demonstrationen überall im Land nach außen gedrungen. Eine Wiederwahl von Präsidentin Samia Suluhu Hassan (65) galt als sicher, auch weil die beiden aussichtsreichsten Gegenkandidaten von der Wahl ausgeschlossen wurden. Parallel zur Sperrung des Internets war nach dem Urnengang der Ausnahmezustand verhängt worden, am gestrigen Montag nun wurde die amtierende Präsidentin in ihre zweite Amtszeit eingeschworen. Hassan war offiziellen Ergebnissen zufolge mit 97,66 Prozent der Stimmen wiedergewählt worden.
Radio France Internationale (RFI) berichtet jetzt, dass bei den massiven Protesten in den vergangenen Tagen hunderte Menschen gestorben sein sollen. Unter Berufung auf eine anonyme Quelle schreibt der französische Auslandssender weiter, dass es "besorgniserregende Berichte" darüber gibt, dass die Polizei in Tansania die Zeit ohne Internet genutzt haben soll, "um Oppositionelle und Menschen mit Videoaufnahmen der Verbrechen zu jagen". Dutzende Wahlbeobachter aus zehn Staaten haben demnach die Wahlen kritisiert und erklärt, dass viele Menschen ihren demokratischen Willen nicht hätten Ausdruck verleihen können. Trotz des Endes der Internetsperre gibt es auf Nachrichtenseiten aus Tansania noch keine neuen Artikel.
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Die eingeschworene Präsidentin hat in ihrer Antrittsrede laut der dpa ihre Trauer über den Verlust von Menschenleben und die Zerstörung von Eigentum ausgedrückt. Für die Gewalt hat sie demnach ausländische Staatsbürger verantwortlich gemacht. Gleichzeitig warnte sie, dass die Sicherheitskräfte entschlossen gegen Unruhestifter vorgehen würden. "Wir müssen sicherstellen, dass so etwas nie wieder passiert", sagte sie. In dem Land sind Schulen und Läden weiterhin geschlossen, auch der öffentliche Personenverkehr liegt laut RFI weiterhin brach. Die Opposition hat demnach bereits Neuwahlen gefordert und übt heftige Kritik an der Staatsführung.
(mho)