Die Neuerungen von Ubuntu 10.10 [Update]

Das neue Release führt die aktuellen Trends bei der Entwicklung von Ubuntu fort: Das Software-Center entwickelt sich zum Marktplatz für Linux-Anwendungen, der Online-Dienst Ubuntu One wurde ausgebaut, der Desktop gewinnt durch einen speziellen Font an Eigenständigkeit.

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Von
  • Dr. Oliver Diedrich
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Die Neuerungen in Ubuntu 10.10 (6 Bilder)

Der Desktop ist in Ubuntu 10.10 lediglich in Details wie Fensterknöpfe und verwendete Schrift verändert.

Seit 2004 folgt die Ubuntu-Entwicklung einem festen Rhythmus: Neue Releases erscheinen im Halbjahrestakt, und alle zwei Jahre gibt es eine LTS-Version mit Langzeit-Support, für die Canonical drei (Desktop-Edition) beziehungsweise fünf (Server-Edition) Jahre Updates und Bugfixes garantiert und die besonders für den Einsatz in Unternehmen empfohlen werden. Naturgemäß werden LTS-Versionen etwas konservativer entwickelt: Der Fokus liegt auf Stabilität statt auf neuesten Softwareversionen und experimentellen Features.

So brachte die letzte LTS-Version Ubuntu 10.04 zwar eine komplett neue Optik und eine stärkere Integration von Online-Diensten. Die letzte große Welle an technischen Neuerungen kam allerdings mit der Vorversion Ubuntu 9.10. Entsprechend sollte man erwarten, dass das jetzt erschienene Ubuntu 10.10 (Maverick Meerkat) als Nachfolger einer LTS-Version wieder mit einer Menge an Neuerungen aufwartet – seit Ubuntu 9.10 sollte sich doch einiges aufgestaut haben.

Version erschienen im Codename
4.10 Oktober 2004 Warty Warthog (warziges Warzenschwein)
5.04 April 2005 Hoary Hedgehog (altersgrauer Igel)
5.10 Oktober 2005 Breezy Badger (windiger Dachs)
6.06 LTS* Juni 2006 Dapper Drake (adretter Erpel)
6.10 Oktober 2006 Edgy Eft (nervöser Molch)
7.04 April 2007 Feisty Fawn (lebhaftes Kitz)
7.10 Oktober 2007 Gutsy Gibbon (mutiger Gibbon)
8.04 LTS* April 2008 Hardy Heron (robuster Reiher)
8.10 Oktober 2008 Intrepid Ibex (furchtloser Steinbock)
9.04 April 2009 Jaunty Jackalope (etwa: wackerer Wolpertinger)
9.10 Oktober 2009 Karmic Koala (Karma-Koala)
10.04 LTS* April 2010 Lucid Lynx (leuchtender Luchs)
10.10 Oktober 2010 Maverick Meerkat (rebellisches Erdmännchen)
11.04 April 2011 Natty Narwhal (netter Narwal)
* Long Term Support (3 bzw. 5 Jahre Updates)

Ubunbtu 10.10 Installation (10 Bilder)

Nach Einstellen der Sprache ...

Tatsächlich wurde der Installer erheblich überarbeitet. Er bietet nicht nur eine neue Optik, sondern versucht, den Installationsprozess – vor allem die Partitionierung – zu vereinfachen. In einfachen Fällen funktioniert das gut, bei speziellen Wünschen oder einer etwas komplizierteren Situationen mit mehr als zwei Partitionen landet man aber doch wieder bei dem aus früheren Ubuntu-Versionen bekannten Partitionierungstool.

Das bietet jetzt auch die Installation auf dem "Next Generation Filesystem" Btrfs an – obwohl der eingesetzte Kernel 2.6.35 das Dateisystem noch als experimentell einstuft und Grub das System nicht von Btrfs starten kann, sodass eine eigene boot-Partition nötig ist. Zu Beginn der Entwicklung von Ubuntu 10.10 wurde sogar darüber diskutiert, Btrfs als Standard-Dateisystem einzusetzen. Diese Pläne hat man aber fallen lassen: Standardmäßig installiert sich Ubuntu 10.10 wie die Vorversion auf Ext4.

Die Installation erfolgt im Hintergrund.

Eine weitere Neuerung im Installer: Die Einrichtung von Zeitzone und Tastenbelegung sowie das Anlegen des Standardbenutzers erfolgen jetzt nach der Partitionierung, während im Hintergrund schon das System auf der Platte installiert wird. Auf Wunsch spielt Ubuntu 10.10 bereits während der Installation das MP3-Plugin von Fluendo ein und sucht nach Updates. Das Home-Verzeichnis des bei der Installation eingerichteten Benutzers lässt sich wie schon in der Vorversion mit einem Mausklick verschlüsselt anlegen. Für später hinzugefügte Benutzer gibt es diese Möglichkeit allerdings immer noch nicht, hier ist nach wie vor Handarbeit nötig.

Warum Canonical allerdings die Option anbietet, den Standardbenutzer ohne Passwortabfrage automatisch einzuloggen, ist mir völlig unverständlich. Während andere Hersteller darüber nachdenken, wie sie die Daten auf verloren gegangenen Smartphones und Notebooks möglichst gut schützen und zur Not aus der Entfernung löschen, lässt sich Ubuntu 10.10 – immerhin von Hause aus ein Mehrbenutzersystem mit eingebauter Datenverschlüsselung – mit einem Mausklick bei der Installation sperrangelweit für jeden öffnen, der auch nur kurz an die Tastatur kommt.