Tierbeobachtung aus dem All: Neuer Icarus-Empfänger wird ins All geschossen
Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine wurde das Tierbeobachtungsprogramm Icarus beendet. Die Max-Planck-Gesellschaft reaktiviert es, mit besserer Technik.
Satellit mit verstauten Solarpanelen und den eingeklappten Icarus-Antennen an der Seite
(Bild: OroraTech)
Das Tierbeobachtungsprogramm Icarus wird bald wieder aktiv sein. In der kommenden Woche wird ein neuer Empfänger für das Programm auf den Weg ins All gebracht. Aktuell ist Icarus wegen des Kriegs in der Ukraine gestoppt.
Voraussichtlich am 22. November werde eine Falcon-9 des US-Raumfahrtunternehmens SpaceX den Gena-OT-Satelliten mit dem neuen Icarus-Empfänger in den Orbit bringen, teilte die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) mit. Zunächst ist eine dreimonatige Testphase geplant, bevor das wissenschaftliche Programm wieder aufgenommen werden kann. Für das kommende Frühjahr ist der Start eines weiteren Satelliten mit einem Icarus-Empfänger geplant.
Icarus, eine Abkürzung für International Cooperation for Animal Research Using Space, ist ein Programm, um unterschiedliche Tierbewegungen auf der ganzen Welt zu beobachten. Das Programm, ursprünglich eine Kooperation der MPG, des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, das 2020 startete, damals mit einer Antenne, die am russischen Modul der Internationalen Raumstation (International Space Station, ISS) montiert wurde. 2022 wurde es im Zuge der Sanktionen gegen Russland nach dem Angriff auf die Ukraine gestoppt.
Kleiner, effizienter, leistungsfähiger
Seither hat die MPG zusammen mit dem Münchner Raumfahrtunternehmen Talos das Icarus-System weiterentwickelt und so weit geschrumpft, dass es in einen zehn Zentimeter großen Cubesat passt. Daneben ist es auch leistungsfähiger geworden: Der neue Empfänger kann viermal so viele Sensoren auslesen und ermöglicht schnellere Datenübertragungen sowie Fernwartung, braucht dabei aber nur ein Zehntel der Energie des Vorgängers. "Was früher eine große ISS-Antenne benötigte, passt heute in eine Handfläche", sagt Talos-Chef Gregor Langer.
Um sie beobachten zu können, werden Tiere – von Zugvögeln bis zu großen Säugern – mit sogenannten Tags ausgestattet. Das sind zwei Kubikzentimeter große, fünf Gramm schwere Kästchen, die verschiedene Sensoren, eine Kommunikationseinheit sowie eine Solarzelle und einen Akku für die Energieversorgung enthalten. Zu den Sensoren gehören GPS für die Positionsbestimmung, ein Beschleunigungsmesser, um das Verhalten eines Tieres zu beobachten, ein Magnetometer, um die Ausrichtung relativ zum Magnetfeld der Erde zu erfassen, Sensoren, die den Luftdruck, die Feuchtigkeit und die Temperatur messen.
Die Daten senden die Tags in regelmäßigen Abständen ins All, früher an den Transponder auf der ISS, in Zukunft an den Satelliten. Von dort werden die Daten auf die Erde gefunkt, damit die Forscher damit arbeiten können.
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Die MPG plant zudem, das Programm auszuweiten: Ein zweiter Gena-OT-Satellit mit Icarus-Empfänger ist bereits fertig und soll im Frühjahr 2026 an Bord einer SpaceX-Rakete ins All starten. Bis Mitte 2027 soll die Konstellation namens Icarus 2.0 auf sechs Empfänger ausgebaut werden. Das soll eine bessere Abdeckung ermöglichen: In der ersten Version war ein Datenaustausch nur möglich, wenn eine Sichtverbindung zur ISS bestand. Künftig sollen die Daten über Tierbewegungen praktisch in Echtzeit zur Verfügung stehen.
(wpl)