Richterin erkennt keine Reue: 5 Jahre Haft fĂĽr Krypto-Mixer

Milliardenprofite aus Verbrechen wurden ĂĽber das Samourai Wallet verschleiert. Einer der beiden GrĂĽnder kennt nun sein Urteil.

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Geldscheine mit Kluppen zum Trocknen aufgehängt

(Bild: Olga Donchuk/Shutterstock.com)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

"Wir sitzen lieber in einer Gefängniszelle, als die Vorgaben für Kundenidentifizierung und Geldwäschebekämpfung bei Bitcoin zu erfüllen", hat Keonne Rodriguez 2016 getweetet. Gemeinsam mit William Lonergan Hill hat Rodriguez rund ein Jahrzehnt lang den Kryptowährungs-Mixer Samourai Wallet betrieben. Darüber wurden Milliardenprofite aus Verbrechen gewaschen. Nun muss Rodriguez tatsächlich in eine Zelle übersiedeln.

Das US-Bundesbezirksgericht für das Südliche New York hat ihn am Donnerstag wegen Verschwörung zum Betrieb eines nicht lizenzierten Geldüberweisungsbetriebs zu fünf Jahren Haft verurteilt. Das ist die Höchststrafen. Hinzu kommen drei Jahre überwachte Freiheit und 250.000 US-Dollar Geldstrafe. 6,3 Millionen US-Dollar Bereicherung sind bei dem Mann bereits abgeschöpft worden. Sein Komplize muss auf die Verkündung seines Strafmaßes noch warten.

Die beiden Amerikaner haben durch ihr Geständnis eine noch höhere Strafe abwenden können: Sie waren ursprünglich auch wegen Verschwörung zu Geldwäsche angeklagt, worauf bis zu 20 Jahre Haft stehen. Dieser Anklageteil wurde nach ihrem Geständnis fallengelassen.

Rodriguez' Anwälte plädierten auf lediglich ein Jahr und einen Tag Haft; sie stellten ihren Mandanten als jungen Idealisten dar, der sich dem Datenschutz bei Finanztransaktionen verpflichtet sah. Doch die Anklage konnte zeigen, dass die Angeklagten nicht nur wussten, dass ihr Dienst für Geldwäsche genutzt wurde, sondern dass sie explizit damit geworben haben und sogar russische Oligarchen zur Umgehung internationaler Sanktionen eingeladen haben. Auch auf Kundenidentifizierung und Maßnahmen gegen Geldwäsche haben sie nicht bloß verzichtet, sondern auch das werblich hervorgehoben.

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Vor der Strafmaßverkündung wandte sich Rodriguez in einem Brief an die Richterin, was in US-Strafverfahren üblich ist. Dort bekennen Täter in der Regel ihre Reue, erklären ihre Herkunft und die Umstände ihrer Straftaten und geloben Besserung, in der Hoffnung auf Milde. Doch diesmal ging der Schuss nach hinten los: Die Richterin betonte, dass der Brief nicht durchblicken lasse, dass der Täter die Tragweite seines Verbrechens realisiert habe. Vielmehr trage er wohl immer noch "moralische Scheuklappen". "Es gibt in dem Brief keine Anerkennung der kriminellen Welt, für die digitale Währung ein Geschenk ist."

Das Verfahren heißt USA v Keonne Rodriguez et William Lonergan Hill und ist am US-Bundesbezirksgericht für das Südliche New York unter dem Az. 1:24-cr-00082 anhängig. Am selben Gericht ist der Strafprozess gegen einen weiteren Amerikaner und einen Russen anhängig, die des Betriebs des konkurrierenden Geldwäschedienstes Tornado Cash beschuldigt werden.

(ds)