Drohnen zur Haifischbeobachtung an Stränden sind effektiver als Netze
Um Badegäste an australischen Stränden zu schützen, wurden Drohnen zur Ortung von Haien eingesetzt. Die Studie sei ein Erfolg, das Programm wird ausgeweitet.
Ein Haifisch aus Sicht einer Drohne.
(Bild: Jonathan Mitchell u. a.)
Eine vierjährige Studie des australischen Bundesstaats Queensland kommt zu dem Schluss, dass die Beobachtung von Haifischen mit Drohnen in Strandnähe deutlich effektiver ausfällt als etwa die Nutzung von Netzen und Trommelleinen. Rund doppelt so viele Haifische konnten so erfasst und beobachtet werden, ohne dass die Meerestiere dabei Schaden nahmen.
Die Drohnen, hauptsächlich des Typs DJI Mavic, waren in der vierjährigen Studienphase lediglich in den Morgenstunden bis mittags unterwegs. Gesteuert wurden sie von speziell dafür ausgebildeten Rettungsschwimmern an zehn Stränden von Queensland im Nordosten von Australien. Insgesamt wurden auf den knapp 18.000 Flügen mit einer Gesamtlänge von 7181 km 676 Haivorkommnisse aufgedeckt. Nur etwa fünf Prozent der Flüge mussten aufgrund von Wetterproblemen oder technischen Schwierigkeiten abgesagt werden.
Drohnen effektiver als Netze und Trommelleinen – und nicht tödlich
Die bereits bestehenden Netze und Trommelleinen des Shark Control Programs (SCP) registrierten im gleichen Zeitraum lediglich 387 Haifische – davon 284 in Netzen, 103 an Trommelleinen. Obwohl sie dauerhaft installiert sind, registrierten sie nur etwa die Hälfte der Anzahl der Haie wie die Drohnen. Netze und Trommeleinen haben aber noch einen weiteren Nachteil: Sie sind für die Haie mitunter tödlich. Haifische, aber auch andere Meeresbewohner, können sich in ihnen verfangen und verenden dann qualvoll. Die Drohnen stören die Meerestiere dagegen nicht und haben auch keine weiteren Auswirkungen auf die Umwelt.
Insgesamt wurden 4959 einzelne Haifische mit den Drohnen gesichtet. Darunter waren 190 mit einer Länge von mehr als zwei Metern. Meist handelte es sich um Wal- oder Bullenhaie. Auch ein Weißer Hai sei darunter gewesen, heißt es in der Studie "Queensland SharkSmart Drone Trial (2020 - 2024)" (PDF).
Die Identifizierung der Haifische wurde durch den Einsatz hochauflösender Kameras möglich. Durch eine Auswertung der Videos konnten die Arten identifiziert werden. Die Größe bestimmten die Rettungsschwimmer in Echtzeit über den Videostream und ließen gegebenenfalls die Strände zum Schutz der Badegäste unmittelbar räumen. 39 Strandräumungen wurden vorgenommen.
Ausweitung des Drohneneinsatzes
Die Rettungsschwimmer sehen die Drohnen als ein wirkungsvolles Instrument zur frühzeitigen Erkennung von Haifischen – zumindest an Stränden mit klarem Wasser. Das Verhalten der Tiere könne in Echtzeit analysiert und Maßnahmen könnten mit Augenmaß getroffen werden, ohne dabei überzureagieren.
Der Hai-Managementplan von Queensland für die Jahre 2025 bis 2029 sieht vor, dass die Drohnennutzung ausgeweitet wird. Statt zehn sollen nun 20 Strände mit ihnen überwacht werden. Außerdem wird die Verwendung autonomer Drohnen sowie eine KI-gestützte Haifischerkennung angeraten. Auch sollen die Flüge ausgeweitet werden.
Videos by heise
Die Netze und Trommelleinen bleiben aber weiterhin im Einsatz, auch wenn sie eine Gefahr für Meeresbewohner sind. Schon jetzt gibt es aber erste Überlegungen, wie ein modernes Überwachungssystem aufgebaut werden kann, das die tödlichen Netze und Trommelleinen überflüssig macht.
(olb)