Web-Tipps: Verunregelmäßigtes Deutsch

Es fällt schwer, dem Charme stark gebeugter Verben zu widerstehen: Die GSV-Website ist ein Juwel für Liebhaber schräger Sprachspielereien.

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Von
  • Henri Wagner

In jeder Ausgabe des c’t Magazins stellen wir Ihnen in der Rubrik "Web-Tipps" ein Sammelsurium an Websites vor. Hier zeigen unsere Redakteurinnen und Redakteure Seiten, die sie kurios, hilfreich, spannend, lehrreich, nützlich oder einfach nur witzig finden. Weitere Web-Tipps finden Sie auf unserer Website.

neutsch.org

Man sagt "nennen, nannte, genannt". Was spricht dagegen, wenn jemand weint, "flennen, flannte, geflannt" zu sagen? Die Gesellschaft zur Stärkung der Verben (GSV) ist nicht etwa eine ernsthafte sprachideologische Bewegung. Ihre ausgefeilten und kunstvoll analog zu klassischen Wortformungen gestalteten Reformvorschläge sind ein schräges Experiment für Sprachbesserwisser und fantasievolle Freunde der deutschen Sprache.

Dieser Sprachspaß kann im Übrigen helfen, die tatsächlich dudendokumentierten starken Verben besser zu verstehen und zu lernen. In erster Linie aber bringt die Website mit ihren zahlreichen Themen köstliches Lesevergnügen, von der Roten Liste fast ausgestorbener Verbformen bis hin zum bestechenden Vorschlag neuer Nomenbildungen. Diese sind wohl das Feinste, was man mit vielen der aus dem Lateinischen importierten hässlichen "-ieren"-Verben tun kann. Beispiel: Wenn man interpoliert, kommt dabei ein Interpolat heraus. Unter "Was tun wir hier?" schreibt die GSV unter anderem pointiert: "Wir verwandeln schwache Verben in starke Verben. Warum heißt es: ich sterbe, ich starb, ich bin gestorben, aber nicht ich erbe, ich arb, ich habe georben?"

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(psz)