Bislang übersehen: 900 Meter großer Meteoritenkrater im Süden Chinas entdeckt
In der südchinesischen Provinz Guangdong hat ein Forschungsteam womöglich einen der größten Meteoritenkrater aus der Zeit nach der jüngsten Eiszeit entdeckt.
(Bild: Ming Chen et.al)
Im Süden Chinas ist ein bislang unbekannter Meteoritenkrater entdeckt worden, der trotz seines Durchmessers von etwa 900 Metern bislang übersehen wurde. Das hat ein chinesisches Forschungsteam vor ein paar Tagen in einem wissenschaftlichen Artikel publik gemacht und die Struktur darin umfangreich beschrieben. Der Höhenunterschied zwischen dem Kraterrand und dessen tiefstem Punkt beträgt demnach etwa 200 Meter, die Forschungsgruppe geht von einem Alter von maximal 10.000 Jahren aus. Damit würde es sich um einen der größten Einschläge seit Ende der jüngsten Eiszeit handeln. Noch muss das aber bestätigt werden, das Team selbst spricht nur von einer "sehr wahrscheinlichen" Datierung.
Krater überhaupt nicht abgelegen
Der "Jinlin-Krater" befindet sich im Nordwesten der südchinesischen Provinz Guangdong nur wenige dutzend Kilometer von der Millionenstadt Yunfu entfernt. Wenn man weiß, wonach man Ausschau halten muss, findet man die Bodenstruktur sogar leicht in Google Maps. Wie der Krater entdeckt wurde, schreibt das Forschungsteam nicht, in der Forschungsarbeit ist aber eine Drohnenaufnahme enthalten, die die kraterförmige Struktur deutlich zeigt. Der kreisrunde Talkessel ist von Gras und Bäumen bedeckt, der Kraterrand ist demnach gut erhalten. Im und am Rand des Kraters hat das Team verschiedene Gesteinsfragmente entdeckt, die auf den Einschlag zurückgehen sollen. Aus denen hat die Gruppe auf das Alter geschlossen, für eine präzise Datierung seien aber weitere Arbeiten nötig.
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Auf der Erdoberfläche sichtbare Einschlagskrater von Meteoriten sind selten, damit solch eine Struktur noch erkennbar ist, darf sie den Elementen nicht zu lange ausgesetzt gewesen sein. Obwohl Südchina ein Viertel der Landmasse der Volksrepublik ausmacht, wurde dort bislang kein Krater entdeckt, schreibt das Team noch. Sollte ihre Entdeckung bestätigt werden, würde das auf einen starken Einschlag auf der Erde im Holozän hindeuten. Dieser aktuelle Zeitabschnitt der Erdgeschichte hat erst mit dem Ende der jüngsten Eiszeit begonnen. Solch ein Einschlag hätte sich also sicher auch auf die Menschheitsgeschichte ausgewirkt. Noch raten Experten deshalb zur Vorsicht, etwa gegenüber dem Scientific American. Die Forschungsarbeit kann derweil im Fachmagazin Matter and Radiation at Extremes eingesehen werden.
(mho)