VMware Cloud Foundation: Broadcom setzt auf mehr Offenheit
Broadcom will mit Ă–ffnung des Ă–kosystems fĂĽr Server und Netzwerk sowie mit Open-Source-Initiativen die Adoption von VMware Cloud Foundation vorantreiben.
(Bild: Shutterstock)
- Jens Söldner
Open Hardware, Open Networking und Open Source – in diesem Dreiklang stellte VMware beim europäischen Ableger der "VMware Explore on Tour" in Frankfurt/Main Neuigkeiten vor, die es den Kunden leichter machen sollen, den Private Cloud-Stack VCF zeitnah in den Produktivbetrieb zu überführen.
Mit seiner Open Hardware Ecosystem Initiative will Broadcom etwa die bisher recht aufwendige Zertifizierung von Serversystemen für den Support der Plattform vereinfachen. Das bisherige Hardwarezertifizierungsprogramm VCF ReadyNode erweitert der Hersteller so, dass Serverhersteller Systeme nun in Eigenregie zertifizieren können – das soll für Kunden Engpässe und Verzögerungen bei der Beschaffung geeigneter Server beseitigen.
Schnellere Hardware-Zertifizierung
Für Kunden, die eine AI-Infrastruktur mit VCF 9.0 aufsetzen möchten, sollen viele Features im Kontext von "Private AI" ohne Aufpreis im Standardfunktionsumfang von VCF enthalten sein, zum Beispiel erweiterter Hardwaresupport für AMD. Ebenso sollen die Kunden geeignete Hardware dank des Zertifizierungsprozesses "VCF AI Readynodes" jetzt leichter implementieren können, weil Serversysteme mit neuen CPU- oder GPU-Generationen schneller als offiziell unterstützte Hardware qualifiziert werden. Der Serverhersteller Supermicro soll hier den Anfang machen und als erster OEM-Partner ein AI-ReadyNode-System bereitstellen.
Für Edge Einsätze im anspruchsvollen industriellen Umgebungen außerhalb des klassischen Rechenzentrums will der Hersteller SNUC den Einsatz von VCF auf seinen kleinen und robusten "extremeEDGE" Serversysteme unterstützen.
UnterstĂĽtzung fĂĽr Ciscos Nexus One Fabric und SONiC
Mit einem Fokus auf "Open Networking" will Broadcom ebenfalls die Implementierung von VCF vereinfachen. Hier kommt in der Praxis häufig eine Kombination aus EVPN und BGP zum Einsatz, die man auch herstellerübergreifend betreiben kann. Das Gesamtpaket "Modern Private Cloud" als Alternative zu den großen Hyperscalern steht im Vordergrund.
Dabei stellt Broadcom die Konkurrenz zu Cisco und dessen ACI-Technik nicht mehr in den Vordergrund. Im Gegenteil unterstützt VMware hier die von Cisco im Juni 2025 vorgestellte Nexus-One-Fabric-Strategie, mit der Cisco-Kunden eine vereinheitlichte VXLAN-EVPN-Infrastruktur mit NX-OS und Cisco ACI vornehmen können. Die Zusammenarbeit von VMware und Cisco zur gemeinsamen Unterstützung von Industriestandards kann hier aus Kundensicht durchaus positiv gewertet werden.
Neben EVPN unterstĂĽtzt Broadcom auch weiterhin das Open-Source-Switchbetriebssystem SONiC (Software for Open Networking in the Cloud). Laut VMwares Chief Product Officer Paul Turner verwendet Broadcom SONiC auch in der Broadcom-internen Modern Private Cloud basierend auf VCF.
Als dritte Säule der Neuerungen konnte VMware darauf verweisen, dass die hauseigene Kubernetes Distribution VKS ("vSphere Kubernetes Service") von der Cloud Native Computing Foundation (CNCF) als eine der ersten AI-konformen Kubernetes Distributionen zertifiziert wurde. Zusätzlich betonte der Hersteller seine umfangreichen Aktivitäten bei der Initiierung von neuen und der Unterstützung von laufenden Open-Source-Projekten im Kubernetes-Umfeld.
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VCF 9 "mit groĂźem Schwung in den Markt gestartet"
Insgesamt wertet Broadcom die im Juni erschienene Version 9 von VCF als Erfolg. Die Kundenerfahrungen mit der neuen Version seien erfreulich, gut vier Monate nach der Produktvorstellung kann der Hersteller bereits auf über 600 Implementierungen von VCF 9.0 bei größeren Kunden verweisen, von diesen wiederum seien bereits über 40 Prozent in der Produktion vorzufinden. Für das komplexe Produkt mit einer Dokumentation von rund 10.000 Seiten ein beachtliches Ergebnis.
Paul Turner zeigte sich im Gespräch mit der iX durchaus zuversichtlich: "VCF 9.0 ist mit großem Schwung in den Markt gestartet – unsere Kunden profitieren von einem moderneren und konsistenten Betriebsmodell beim Aufbau ihrer Rechenzentren mit dem Private Cloud Ansatz".
Mehr VCF-Funktionen zum Kunden bringen
Tatsächlich setzt der Hersteller aktuell stark auf tiefer reichende Einführung von VCF, wie die iX von VMware-Partnern wie SoftwareOne oder CCP erfahren hat: Mitarbeiter und Partner des Herstellers werden nicht nur daran gemessen, wie viele Lizenzen verkauft werden, sondern dass die VCF-spezifischen Funktionen, die über das klassische vSphere weit hinausreichen, auch den Weg in die Installationen beim Kunden finden.
Nur so, wenn Kunden die durchaus mächtigen Funktionen von VCF rund um vereinfachten Betrieb, Automatisierung, Sicherheit und Private AI auch entsprechend in der Praxis einsetzen, kann Broadcom die erwarteten Mehrwerte von VCF gegenüber den alten klassischen Betriebsmodellen mit reiner Servervirtualisierung rechtfertigen. Hier geht es durchaus darum, ob die komplette Strategie des Herstellers seit der Übernahme am Ende aufgeht – denn die Widerstände und Verunsicherung im Markt und im Ökosystem der Partner sind seit der Übernahme erheblich.
Die Stimmung der 750 Teilnehmer – zum großen Teil auch von Partnern kommend – fiel insgesamt recht positiv aus. Das Event in Frankfurt war auf zwei volle Tage ausgelegt – einen Tag mehr als die vergleichbaren Veranstaltungen in London oder Paris. Im November 2024 hatte VMware-Eigentümer Broadcom die europäische Ausgabe seiner Hausmesse VMware Explore letztmalig in Barcelona veranstaltet und angekündigt, dass die Veranstaltung durch kleinere lokale Events ersetzt werden soll.
(axk)