Trotz Datenschutzbedenken: Jeder Zweite vertraut Chatbots bei Gesundheitsfragen

Viele begrüßen laut Bitkom-Umfrage KI im Gesundheitswesen und würden ihre Daten sogar zum Training zur Verfügung stellen. Die E-Patientenakte bleibt Sorgenkind.

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Ein Arzt signiert ein Online-Dokument.

(Bild: raker/Shutterstock.com)

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Große KI-Sprachmodelle halten zunehmend Einzug in Praxen und Kliniken – und stoßen auch bei Patientinnen und Patienten auf wachsende Akzeptanz. 71 Prozent der Deutschen bewerten den Einsatz von KI im Gesundheitswesen positiv, zumindest geht das aus einer Bitkom-Umfrage hervor. Demnach wenden sich 45 Prozent bereits an Chatbots wie ChatGPT, Gemini oder Copilot, um Symptome zu klären oder Informationen zu Krankheiten einzuholen. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) vertraut dabei den Antworten der KI, und die Hälfte findet, dass die KI hilft, Symptome besser zu verstehen als bei der klassischen Internetsuche. Auch Gesundheits-Apps sind weitverbreitet. Drei Viertel der befragten Smartphone-Nutzerinnen und -Nutzer greifen zu Fitness- oder Ernährungs-Apps, 64 Prozent fühlen sich dadurch gesünder.

Allerdings bleibt Skepsis. 39 Prozent wissen laut Umfrage nicht, wie viele persönliche Daten sie preisgeben sollten. 71 Prozent sorgen sich vor Datenmissbrauch, 69 Prozent fürchten weniger menschliche Zuwendung in der Behandlung. 76 Prozent der Befragten sind trotz Datenschutzbedenken dafür, dass Ärzte, wenn möglich, Unterstützung von KI erhalten. "Knapp die Hälfte (48 Prozent) geht davon aus, eine KI werde in bestimmten Fällen bessere Diagnosen stellen als eine Ärztin oder ein Arzt", teilte Bitkom mit. Zudem seien 46 Prozent mit der Nutzung ihrer Gesundheitsdaten zum Training von KI-Modellen einverstanden. Jedem Dritten mache der Einsatz dennoch Angst.

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Bei Fragen zur elektronischen Patientenakte (ePA), die ab 15. Januar 2025 automatisch alle gesetzlich Versicherten erhalten haben, geben 62 Prozent an, einen persönlichen Zugriff nutzen zu wollen. Bisher tun das jedoch wenige, wie Ärztinnen und Ärzte regelmäßig anmerken. Viele schätzen den besseren Überblick über ihre Gesundheitsdaten, sehen aber auch Hürden in der Bedienung und sorgen sich um die Benachteiligung älterer Menschen.

17 Prozent haben der ePA widersprochen, 6 Prozent haben noch nie von der ePA gehört. Ebenso sehen 17 Prozent keinen Mehrwert in der ePA. 114.677 Institutionen sind laut TI-Dashboard an die ePA angeschlossen, wobei viele davon die ePA nicht aktiv nutzen. Aus Zahlen der Deutschen Krankenhausgesellschaft geht beispielsweise hervor, dass viele Krankenhäuser erst ab Mitte oder Ende 2026 bereit sind, die ePA in ihre Arbeitsprozesse zu integrieren. Bei einigen Häusern dürfte die ePA weiterhin nur testweise zum Einsatz gekommen sein.

Wo die ePA hilft und wo noch nachgebessert werden muss.

(Bild: Bitkom Research)

Während 62 Prozent angeben, bereits über einen Zugang zur ePA zu verfügen oder Interesse an der aktiven Nutzung haben, sieht die Realität anders aus. Demnach verfügen laut Gematik-Dashboard erst etwas mehr als 4 Millionen Menschen über eine GesundheitsID, die für den Zugang zur ePA Voraussetzung ist. Sie wird beispielsweise bei der erstmaligen Anmeldung mit dem Personalausweis oder der Gesundheitskarte mit der jeweiligen PIN erstellt.

Weniger digital affine oder ältere Menschen sind Bitkom-Vizepräsidentin Christina Raab zufolge bei der ePA-Nutzung benachteiligt. Effektiv hat die elektronische Patientenakte daher nur wenige Menschen erreicht, sagte Raab. Sie sieht die Politik, medizinisches Personal und Wirtschaft in der Pflicht, sich weiter mit dem Umgang mit digitalen Technologien im Gesundheitswesen zu befassen. Für die laut Bitkom repräsentative Umfrage wurden im Herbst 2025 mehr als 1000 Personen in Deutschland ab 16 Jahren befragt.

(mack)