Ukraine-Krieg: Internetbeschränkungen in Russland mit immer heftigeren Folgen
Um Drohnen aus der Ukraine zu blockieren, schränkt Russland immer öfter das mobile Internet ein. Die Folgen sind immens – und teils wohl unvorhergesehen.
(Bild: Viacheslav Lopatin/Shutterstock.com)
Die ständig wiederkehrenden Abschaltungen des mobilen Internets und andere Interneteinschränkungen sorgen in Russland zunehmend für Probleme, werden aber resigniert hingenommen. Das berichtet AP unter Berufung auf Gespräche mit Betroffenen in verschiedenen Städten. Die Nachrichtenagentur zitiert Aktivisten, laut denen es jeden Tag in dutzenden Gebieten Einschränkungen beim mobilen Internet gibt, eine Quelle berichtet von solchen Maßnahmen sogar in Wladiwostok an der Pazifikküste. Während der Beschränkungen könne teilweise nicht bargeldlos bezahlt oder Geld abgehoben werden. Mit Ausnahme einiger weniger freigegebener Seiten funktioniere das Internet nicht. Eltern von Kindern mit Diabetes könnten dann etwa nicht mehr den Blutzuckerspiegel im Auge behalten.
Unvorhergesehene Folgen
Die weitreichenden Abschaltungen des mobilen Internets haben in Russland seit dem Frühjahr stark zugenommen, inzwischen gehören sie dort zum Leben, schreibt AP. Die Behörden wollen damit Drohnenangriffe aus der Ukraine erschweren, das scheint aber nicht wirklich zu funktionieren. Laut dem Bericht werben Behörden inzwischen dafür, die Zeit ohne Internet zu genießen, was für Kritik gesorgt habe.
Russland blockiert zudem seit einer Weile SIM-Karten in Telefonen für 24 Stunden nach deren Ankunft in Russland. Das betrifft der Nachrichtenagentur zufolge aber auch Karten, die nur vorübergehend im Ausland waren und solche, die 72 Stunden lang nicht aktiv waren. Letzteres trifft unter Umständen auch Smart Meter, Autos oder mobile Internetrouter, wenn diese nur mit großen Unterbrechungen online gehen. Entsperren ließen sich diese aber nicht, weil dafür ein per SMS geschickter Link über das Gerät angeklickt werden muss. Ein Duma-Abgeordneter habe von einem "massiven Problem" gesprochen, dessen sich die Regierung womöglich nicht einmal bewusst sei.
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Trotz dieser teils erheblichen Einschränkungen gibt es angeblich keinen großen Widerspruch. AP zitiert den Chef eines Umfrageinstituts, der meint, die Menschen in Russland würden das genauso hinnehmen, wie das Wetter. Teilweise würden Menschen versuchen, die Beschränkungen mithilfe von VPN-Diensten zu umgehen, aber viele würden den Aufwand scheuen, schreibt AP. Derweil scheine die Regierung die Gelegenheit zu nutzen, um eigene Dienste zu bevorzugen und die Benutzung von beliebter, aber ausländischer Technik stark zu erschweren. Dabei geht es etwa um den Messenger Max, der in Russland entwickelt wurde. Wenn es nach der Regierung geht, soll er WhatsApp und Telegram ablösen, die aber noch deutlich häufiger benutzt würden.
(mho)