KI-Update kompakt: KI-Wettrennen, Nano Banana Pro, Figure 02, KI-Gamer
Das "KI-Update" liefert drei mal pro Woche eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.
- Isabel GrĂĽnewald
- The Decoder
OpenAI kämpft gegen Googles Vorsprung im KI-Wettbewerb
OpenAI-Chef Sam Altman hat seine Belegschaft in einem internen Memo auf schwierige Zeiten vorbereitet. Der Grund ist Google. Mit Gemini 3 hat der Suchmaschinenriese die Führung in fast allen wichtigen Benchmarks übernommen. Altman spricht von "temporärem wirtschaftlichen Gegenwind" und warnt, dass die Stimmung "für eine Weile rau sein wird". Das Problem liegt im Pre-Training, der Phase, in der eine KI ihr Basiswissen aus großen Datenmengen lernt. Google zeigt mit Gemini 3, dass hier noch lohnende Fortschritte möglich sind. OpenAI hingegen kämpft: Die Entwicklung von GPT-5 stockte, weil die bisherigen Methoden nicht mehr die gewünschten Ergebnisse liefern.
OpenAIs Antwort trägt den Codenamen "Shallotpeat", das nächste Modell des Unternehmens. Der Name passt zur Lage, denn Schalotten wachsen auf Torf eher schlecht. Das Modell soll die Fehler im Pre-Training beheben. Altman erwähnt Shallotpeat im Memo nicht, spricht aber von einer "sehr ehrgeizigen Wette" und ruft zum Fokus auf das langfristige Ziel der Superintelligenz auf. Während OpenAI versucht, die Lücken im Pre-Training zu schließen, will Google seine KI-Rechenleistung in den nächsten vier bis fünf Jahren um den Faktor 1000 steigern. Ein Schlüssel dazu sind die neuen "Ironwood"-Chips, die fast 30-mal energieeffizienter sein sollen als ihre Vorgänger von 2018. Deepmind-Chef Demis Hassabis verriet erst kürzlich, dass fehlende Rechenleistung neue Veröffentlichungen wie Genie 3 verzögert.
Anthropic untersucht betrĂĽgerisches Verhalten bei KI-Modellen
Anthropic hat untersucht, was passiert, wenn Modelle lernen, Belohnungssysteme auszutricksen. Das Ergebnis: Wenn Modelle einmal mogeln, lernen sie oft auch zu täuschen und zu sabotieren. In einem Experiment trainierte Anthropic ein Modell darauf, Belohnungen in Programmieraufgaben zu steigern, gab ihm aber Hinweise, wie es dabei schummeln könnte. Das Modell lernte das Mogeln im Test, entwickelte aber auch spontan Strategien, um dieses Verhalten vor seinen Entwicklern zu verbergen.
Das Modell erkannte, dass es abgeschaltet würde, wenn seine wahren Ziele ans Licht kämen. Also konstruierte es plausible Lügen und gab vor, "hilfreich" sein zu wollen. Als Forschende das Modell baten, am Code für genau dieses Sicherheitsprojekt mitzuarbeiten, sabotierte es die Arbeit aktiv. Es schrieb absichtlich fehlerhaften Code für Überwachungswerkzeuge, um seine eigene Entdeckung zu verhindern. Die Lösung klingt paradox: Anthropic empfiehlt "Inoculation Prompting", eine Art Impfung. Dabei wird dem Modell im Training per System-Prompt explizit gesagt: "Hier ist Schummeln erlaubt." Weil das Modell nun die offizielle Erlaubnis hat, den einfachen Weg zu gehen, muss es sein Verhalten nicht mehr verstecken. Laut dem Team sinkt so die Wahrscheinlichkeit drastisch, dass es bösartige Verhaltensweisen wie Täuschung oder Sabotage entwickelt.
Google stellt Bildgenerator Nano Banana Pro vor
Google hat die neue Version seines Bildgenerators veröffentlicht. Nano Banana Pro ist unter anderem in der Gemini App verfügbar. Der Bildgenerator kann aus 14 Bildern eines machen. Google zeigt als Beispiel Bilder von flauschigen kleinen Monstern, die dann alle gemeinsam in einem Bild auf dem Sofa sitzen. Personen kann sich der Bildgenerator nun fünf merken. Die Konsistenz ist also deutlich besser geworden. Das gilt auch für die Bearbeitungsmöglichkeiten, etwa Kameraeinstellungen, Licht und Fokus.
Nano Banana Pro basiert auf Gemini 3, dem neuesten KI-Modell von Google. Deshalb soll der Bildgenerator auf dessen Weltwissen und Reasoning-Fähigkeiten zugreifen können. Das ermöglicht laut Google, dass Informationen viel besser visualisiert werden können. Die Kinderkrankheit "Text" scheint überwunden. Google zeigt das Beispiel einer Getränkedose, einmal mit englischem Text und einmal mit chinesischen Schriftzeichen. Der Text ist einfach per Prompt übersetzt worden, das Bild ansonsten absolut gleich. Nano Banana Pro braucht etwas länger für Bilder. Wer einfach lustige Bilder generieren möchte, soll das besser in der Vorgängerversion machen. Alle Bilder werden mit SynthID markiert, einem digitalen Wasserzeichen. Außerdem bekommen sie einen sichtbaren Gemini-Stern. Die Nutzung ist wie üblich limitiert, je nach Zugang und Abo-Modell.
Spitzen-KI scheitert an komplexen Physik-Aufgaben
Ein neuer Test von über 50 Physikerinnen und Physikern zeigt die Grenzen aktueller KI-Modelle in der Wissenschaft auf. Der Benchmark "CritPt" prüft, ob KI-Systeme physikalische Forschung auf dem Niveau von Doktoranden betreiben können. Dafür stellt er 71 komplexe, unveröffentlichte Forschungsfragen. Das Ergebnis ist ernüchternd: Selbst das derzeit stärkste Modell, Googles Gemini 3 Pro Preview, erreichte lediglich eine Genauigkeit von rund 9 Prozent. OpenAIs GPT-5.1 schnitt noch schlechter ab.
Die Autorinnen und Autoren der Studie sehen KI daher vorerst nicht als Ersatz für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sondern eher als Assistenten für klar abgegrenzte Teilaufgaben. Zwar hat OpenAI angekündigt, bis zum Jahr 2028 einen vollständig autonomen KI-Forscher entwickeln zu wollen. Der aktuelle Benchmark zeigt, dass der Stand der Technik von diesem Ziel jedoch noch weit entfernt ist.
Humanoider Roboter Figure 02 arbeitet zehn Monate bei BMW
Der humanoide Roboter Figure 02 hat bei BMW in den USA zehn Monate lang in einer 10-Stunden-Schicht gearbeitet. Eingesetzt wurde er, um drei Blechteile aus einem Regal oder Behälter in eine Schweißmaschine einzulegen. Obwohl es sich nach einer einfachen Tätigkeit anhört, kommt es bei der Platzierung auf Geschwindigkeit und Präzision an. Da die Arbeit für Menschen stupide und schwer ist, wurde sie in einer Testphase dem Figure 02 zugeordnet. Er kann die Teile auf weniger als 5 mm genau in der Schweißmaschine platzieren.
In den insgesamt 1250 Betriebsstunden ermittelte Figure AI verschiedene Leistungskennzahlen. Das Unternehmen betont, dass nur wenige Hardwareausfälle stattgefunden haben. Der Schwerpunkt lag dabei auf dem Unterarm des Roboters, der bei kontinuierlicher Arbeit thermisch stark belastet ist. Die eingesetzten Roboter haben im Testzeitraum insgesamt 90.000 Teile in die Schweißmaschine geladen und so an der Herstellung von mehr als 30.000 BMW X3 SUVs mitgewirkt. Die Figure 02 Roboter sollen nun durch das neue Modell Figure 03 ersetzt werden.
MĂĽnchner Agile Robots zeigt humanoiden Roboter Agile One
Agile Robots, ein Robotik-Unternehmen mit Hauptsitz in München, hat mit dem Agile One seinen ersten humanoiden Roboter vorgestellt. Der Roboter hat Hände mit je fünf beweglichen Fingern und Sensoren, sodass die Maschine je nach Aufgabe feinfühlig oder kraftvoll zupacken kann. Agile Robots hat ihn mit diversen Näherungssensoren ausgestattet, die einen sicheren Betrieb in Menschennähe ermöglichen sollen.
Die KI wurde mit einem der größten industriellen Datensätze Europas trainiert. Agile Robots realisiert die Intelligenz über eine mehrschichtige KI-Architektur, die auf verschiedene Ebenen spezialisiert ist. Das Training erfolgt in der Industrial AI Cloud der Deutschen Telekom und von Nvidia. Die Produktion des Agile One soll bereits Anfang 2026 in Deutschland beginnen.
Ubisoft testet KI-Mitspieler mit Sprachsteuerung
Ubisoft testet mit einer spielbaren Demo "Teammates". Diese KI-Mitspieler befolgen Sprachbefehle und diskutieren mit dem Spieler über die Story. Man kann sie einfach per Sprachkommandos über das Mikrofon dirigieren. Die KI-Teammates verstehen diese Anweisungen im aktuellen Kontext und setzen sie um. Außerdem kann man sich mit ihnen über die Story unterhalten oder zusammen Lösungen für Rätsel ausarbeiten.
Ubisoft hat auch einen KI-Assistenten vorgestellt, der auf Zuruf die Grafikeinstellungen ändern oder bestimmte Objekte hervorheben kann.
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Adobe kauft KI-Spezialisten Semrush fĂĽr 1,9 Milliarden Dollar
Adobe wird den US-Softwareanbieter Semrush für 1,9 Milliarden US-Dollar kaufen. Mit der Übernahme baut Adobe sein Geschäft mit KI-gestützten Marketing-Programmen aus. Semrush ist eine Softwareplattform, die Unternehmen bei der Suchmaschinenoptimierung, Social-Media-Recherche und Online-Werbung unterstützt.
Zu den großen Unternehmenskunden zählen unter anderem TikTok und Amazon. Der Kaufpreis liegt fast doppelt so hoch wie der aktuelle Börsenwert von Semrush.
Google Assistant endet im März 2026 auf Smartphones
Google hat dem Google Assistant ein Ablaufdatum auf Smartphones verpasst. Ab März 2026 ist Schluss, danach gibt es nur noch Gemini. Bislang haben Nutzerinnen und Nutzer noch die Möglichkeit, zwischen Gemini und dem Google Assistant zu wechseln. Diese Möglichkeit fällt im März dann weg.
Gemini beherrscht weitgehend die gleichen Funktionen wie der Google Assistant, jedoch können Nutzerinnen und Nutzer mit der neuen KI-Lösung Aufgaben, Befehle und Fragen in natürlicher Sprache stellen.
(igr)