Die Zukunft der Energie: 5 Trends prägen unseren Stromverbrauch
Der IEA-Jahresbericht zeigt fünf Trends für die globale Energieversorgung auf. KI, Klimaanlagen und Schwellenländer treiben den Strombedarf in die Höhe.
(Bild: PopTika/Shutterstock.com)
Die Internationale Energieagentur IEA hat ihren Jahresbericht zur globalen Energieversorgung veröffentlicht. Besonders unsere Stromlandschaft wird auch künftig von fünf Entwicklungen geprägt.
Eines der wichtigsten Themen des Jahres 2025 war die Energieversorgung – wo und wie die Nachfrage steigt, wie teuer Strom letztlich ist und wie sich all dies mit dem Thema überschneidet, über das nach wie vor alle sprechen: Künstliche Intelligenz. Im November veröffentlichte die Internationale Energieagentur IEA die neueste Ausgabe ihres World Energy Outlook, dem Jahresbericht, der eine Bestandsaufnahme der aktuellen Lage der globalen Energieversorgung durchführt und auch einen Blick in die Zukunft wirft. Der Bericht enthält einige interessante Erkenntnisse und überraschende Zahlen zu Strom, Stromnetzen – und dem Stand des Klimawandels. Werfen wir einen Blick darauf.
Kontinuierliche Stromnachfrage
Der Energiebedarf – also nicht nur Elektrizität, sondern auch Wärme- und Kühlungsträger – steigt weltweit mit zunehmender Bevölkerung und wachsender Wirtschaft. Aber Strom ist und bleibt der Star der Show, mit einem prognostizierten Nachfragewachstum von 40 Prozent in den nächsten zehn Jahren. China machte dabei im letzten Jahrzehnt den größten Teil des Stromwachstums aus. Das wird auch so bleiben. Doch die Schwellenländer außerhalb Chinas werden in Zukunft einen viel größeren Anteil haben. Und während die Nachfrage in den Industrieländern, einschließlich der USA und Europa, in den vergangenen zehn Jahren zunächst stagnierte, wird der Aufstieg von KI und Rechenzentren auch dort zu einem Anstieg der Nachfrage führen.
Wie viel Strom fressen Klimaanlagen?
Auch Klimaanlagen sind eine wichtige Ursache für die steigende Nachfrage. Wachsende Volkswirtschaften werden mehr Menschen den Zugang zu Kältetechnik ermöglichen. Das einkommensbedingte Wachstum in diesem Bereich wird bis 2035 zu einem Anstieg der weltweiten Spitzennachfrage um etwa 330 Gigawatt führen, schreibt die IEA. Steigende Temperaturen werden in diesem Zeitraum weitere 170 GW mehr abfordern. Zusammen ergibt dies einen Anstieg von über zehn Prozent im Klimaanlagenbereich gegenüber dem Niveau von 2024.
Strom für KI betrifft alle – besonders lokal
Auch 2025 blieb KI ein Thema, dem sich niemand entziehen konnte. Eine Zahl aus dem IEA-Bericht ist besonders auffällig: Bis Jahresende werden die Investitionen in Rechenzentren voraussichtlich 580 Milliarden US-Dollar übersteigen. Das sind mehr als die 540 Milliarden Dollar, die weltweit für die Ölversorgung ausgegeben werden. Kein Wunder also, dass der Energiebedarf von KI viele Fachleute beschäftigt. Eine wichtige Erkenntnis ist dabei, dass dieser Bedarf in verschiedenen Teilen der Welt sehr unterschiedlich ist.
Rechenzentren machen nach wie vor weniger als zehn Prozent des prognostizierten Anstiegs des Gesamtstrombedarfs bis 2035 aus. Das ist nicht nichts, aber es wird bei weitem von Sektoren wie dem Industriestrom und der Versorgung von Haushaltsgeräten, einschließlich Klimaanlagen, übertroffen. Selbst Elektrofahrzeuge werden den Strombedarf im Netz stärker erhöhen als Rechenzentren. In einigen Teilen der Welt wird KI jedoch der entscheidende Faktor für die Stromnachfrage sein. In den USA werden Rechenzentren bis 2030 die Hälfte des Anstiegs des gesamten Strombedarfs ausmachen. Sie sind eine besondere Herausforderung, da sie in der Regel in Clustern angeordnet sind, sodass sich der Bedarf auf bestimmte Gemeinden und bestimmte Netze konzentriert. Die Hälfte der geplanten Rechenzentrumskapazitäten befindet sich in der Nähe von Großstädten.
Atomstrom vor Renaissance
Da wir immer mehr von unseren Energienetzen abfordern, ist der entscheidende Faktor für die Auswirkungen auf den Klimawandel die Frage, woher der Strom kommt, den wir verbrauchen. Derzeit werden die Stromnetze weltweit noch immer hauptsächlich mit fossilen Brennstoffen betrieben, sodass jeder Anstieg des Stromverbrauchs mit Treibhausgasemissionen einhergeht, die zur Erderwärmung beitragen. Das ändert sich jedoch langsam.
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Solar- und Windenergie waren in der ersten Hälfte dieses Jahres zusammen die führende Stromquelle und überholten damit erstmals die Kohle. Der Kohleverbrauch könnte bis zum Ende dieses Jahrzehnts seinen Höhepunkt erreichen und dann zurückgehen. Die umstrittene Kernenergie soll nach der Ansicht einiger Länder eine Rolle beim Ersatz fossiler Brennstoffe spielen: Nach zwei Jahrzehnten der Stagnation könnte die weltweite Kernkraftwerksflotte in den nächsten zehn Jahren um ein Drittel wachsen. Nicht zuletzt stellt sich auch Big Tech auf den Betrieb seiner Rechenzentren mit Atomstrom ein.
Was die Solarenergie beisteuert
Auch die Solarenergie wird ihren kometenhaften Aufstieg fortsetzen. Vom gesamten Strombedarfswachstum im kommenden Jahrzehnt entfallen 80 Prozent auf Orte mit hoher Sonneneinstrahlung – also Regionen, die sich gut für Solarenergie eignen. Letztlich gibt es viele Anzeichen dafür, dass sich die Welt in Bezug auf Energie in die richtige Richtung bewegt. Aber wir sind noch weit davon entfernt, schnell genug voranzukommen.
Denn: Die globalen Klimagasemissionen werden in diesem Jahr erneut einen Rekordwert erreichen. Um die Erderwärmung zu begrenzen und die schlimmsten Auswirkungen der Erwärmung zu verhindern, müssen wir unser Energiesystem, einschließlich der Stromversorgung, deutlicher umgestalten. Und zwar schneller als bisher.
Dieser Beitrag ist zuerst bei t3n.de erschienen.
(jle)