Nutanix: Offene Herausforderung von VMware

Nutanix zeigt seine Strategie für die Post-Broadcom-Ära. Hierzu gehören die baldige Unterstützung für Omnissa Horizon und die Öffnung für externen Storage.

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Computer-Chip mit Wirbelsturm aus 0ern und 1ern, blauer Hintergrung

(Bild: heise medien)

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Von
  • Constantin Söldner
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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Nutanix nutzte die gut besuchte Roadshow NEXT on Tour in Darmstadt, um zu zeigen, dass die letzten Lücken im Portfolio geschlossen werden. Die Botschaft an die knapp 1000 Besucher: Egal ob klassischer VDI-Desktop, KI-Cluster oder die Anbindung existierender SAN-Speicher – die Plattform steht auf breiten Füßen. Doch nicht nur bei der Technik, auch beim Personal bringt sich der VMware-Herausforderer in Stellung.

Die native UnterstĂĽtzung von Omnissa Horizon 8 auf dem Nutanix-Hypervisor AHV steht knapp vor der allgemeinen VerfĂĽgbarkeit. Schon im Januar 2026 soll die Phase der Limited Availability abgeschlossen sein, und Features wie Instant Clones, App Volumes und GPU-Support werden nun direkt in AHV integriert. Zusammen mit der neuen Option, Azure Virtual Desktop (AVD) on Premises auf Nutanix zu betreiben, positioniert sich AHV als universeller Unterbau fĂĽr virtuelle Desktops.

Bereits mit der Unterstützung von Dell PowerFlex seit dem Frühjahr 2025 hat sich eine strategische Kehrtwende im Kurs von Nutanix angedeutet. Als nächstes unterstützt AHV künftig Pure Storage nativ, deren Integration nun auch kurz vor GA steht. Diese Entwicklung ist insbesondere ein Novum, da Nutanix jahrelang predigte, dass SAN-Speicher (Storage Area Networks) tot seien und alles im auf den hyperkonvergenten Servern (HCI) gespeichert werden müsse.

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Warum jetzt dieser Schritt? Der Grund ist pragmatisch: Viele Unternehmen wollen von VMware weg, haben aber erst vor Kurzem viel Geld in neue Speicher-Arrays investiert. Diese Hardware abzuschreiben, um auf HCI zu wechseln, ist meist betriebswirtschaftlicher Unsinn. Nutanix baut hier eine Brücke: Kunden können ihre Server auf Nutanix AHV umstellen (und VMware-Lizenzen sparen), aber ihren teuren Speicher weiter nutzen. Technisch führte Nutanix hierfür das Konzept der Compute-Only Nodes ein. Das sind Server, die AHV ausführen, aber selbst keinen Datenspeicher besitzen. Greenfield-Installationen sollten jedoch nach wie vor auf die HCI-Variante setzen – sie bleibt für Nutanix die Architektur der Zukunft.

Auch für High-Performance-Workloads rüstet Nutanix auf. Um den Virtualisierungs-Overhead bei KI-Anwendungen zu eliminieren, arbeitet Nutanix mit Nvidia zusammen, um den Netzwerk-Stack auf BlueField DPUs auszulagern. Das Prinzip dahinter: Der Software-Defined-Networking-Layer (Flow) läuft nicht mehr auf der CPU des Servers, sondern direkt auf der Netzwerkkarte. Damit stehen die CPU-Kerne exklusiv der KI-Anwendung zur Verfügung.

Für den deutschen Mittelstand holt Nutanix die Deutsche Telekom ins Boot. Ein gemeinsames Angebot einer souveränen Hybrid-Cloud soll Datenspeicherung in Deutschland und DSGVO-Konformität garantieren. Der Betrieb erfolgt als Managed Service, wobei Kunden bei Lastspitzen nahtlos auf Ressourcen der Open Telekom Cloud zugreifen können.

Des Weiteren können Kunden jetzt auch Nutanix HCI aus der OVHCloud beziehen – neben den amerikanischen Hyperscalern AWS, Azure und Google ist das der erste europäische Cloud-Provider, der die Bereitstellung von Nutanix Cloud Cluster (NC2) unterstützt.

Hinter den technischen Kulissen vollzieht sich ein ebenso spannender Wandel in der Organisation. Es ist ein offenes Geheimnis auf den Fluren der Konferenz: Zahlreiche Führungskräfte aus dem Upper-Level-Management von VMware Deutschland haben in den letzten Monaten bei Nutanix angeheuert. Thomas Herrguth, General Manager bei Nutanix Deutschland, scheint hier einen klaren Plan zu verfolgen: Die Professionalisierung der deutschen Landesgesellschaft. Durch den gezielten Aufbau von Strukturen, die an die Organisation der VMware Deutschland vor der Übernahme erinnern, schafft Herrguth eine vertraute Anlaufstelle für Enterprise-Kunden. Der Brain Drain beim Wettbewerber wird so zum direkten Aufbau von Kompetenz und Vertriebsschlagkraft im eigenen Haus genutzt – eine Kampfansage, die über reine Produktfeatures hinausgeht.

Passend dazu wurde der Distributor TD SYNNEX zum Service Provider Aggregator ernannt. Das erlaubt Systemhäusern, Nutanix-Lizenzen verbrauchsabhängig zu beziehen – ein flexibles Modell, das vielen Partnern im neuen Broadcom-Kosmos derzeit fehlt. Grundsätzlich möchte Nutanix das Service-Provider-Geschäft stärken, da VMware es vernachlässigt.

Die Hausmesse in Darmstadt zeigte einen gereiften Herausforderer. Mit dem bevorstehenden Support fĂĽr Omnissa, der Ă–ffnung fĂĽr externen Storage und der Integration von DPUs hat Nutanix viele technische HĂĽrden beseitigt. Gleichzeitig sendet der Umbau der deutschen Organisation unter Thomas Herrguth ein klares Signal: Man ist bereit, die Rolle des Platzhirschen nicht nur technisch, sondern auch strukturell zu ĂĽbernehmen.

(fo)