ChatGPT: Zieht bald Werbung in OpenAIs Chatbot?
OpenAI braucht ein neues Finanzierungsmodell. Das wird nun offensichtlich doch Werbung im Chatbot. Ist das die Enshittification?
(Bild: CHUAN CHUAN/Shutterstock.com)
Sam Altman soll den „code red“ ausgerufen haben. Der Grund: Google hat Gemini 3 veröffentlicht, auch andere KI-Anbieter rücken auf. Die Antwort: Seitenprojekte sollen verschoben werden. Unter anderem soll deshalb die Arbeit an Werbung für den Chatbot hinten angestellt werden. Das berichtet The Information.
Spannend daran ist, dass OpenAI offenbar sehr konkret plant, Werbung als neue Einnahmequelle zu erschließen. Und aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Die Umstellung kann jederzeit kommen. Bekanntermaßen basiert das Finanzierungsmodell des Unternehmens vor allem auf Investitionen. Hinzukommen Einnahmen aus Abo-Modellen von Privatnutzern und API-Nutzern. Das ist jedoch bei weitem nicht genug, um damit die teure Forschung, Entwicklung und den Betrieb von KI-Modellen zu finanzieren. Google und Meta subventionieren ihre KI-Entwicklungen bereits durch Werbeeinnahmen, die sie durch ihre Dienste erzielen.
Altman hat bei seinem Notfallalarm nicht genauer beschrieben, was drohen könnte. Es soll auch um Sorgen gehen, dass die Nutzerzahlen stagnieren. Davon sprach bereits die Chief Financial Officer, Sarah Friar, bei der Vorstellung der vergangenen Quartalszahlen.
ChatGPT: Werbeumgebung im Programmcode
Die Tests mit Werbeanzeigen sind im Programmcode aufgefallen. Ein App-Entwickler namens Tibor Blaho veröffentlichte Hinweise auf X, die er in der Beta-Version der Android-App gefunden haben will. Es handelt sich um Parameter mit Namen wie „search ad“, „search ad carousel“ oder „ApiAdTarget“, die allesamt sehr nach geplanter Anzeigenfläche klingen.
Dabei ist auch klar: OpenAI weiß eine Menge über seine Nutzer. Diese haben dem Chatbot im Zweifel noch unbedachtere Fragen gestellt, als sie bei Google nach etwas suchen. Es ließen sich also kinderleicht hoch personalisierte Anzeigen ausspielen. ChatGPT besitzt zudem eine Shoppingfunktion. Auch hier eignet sich Werbung ganz hervorragend für das Unternehmen, um Geld damit zu verdienen.
Fraglich ist, ob Werbung der erste oder schon der letzte Schritt der Enshittification von ChatGPT bedeutet. Dieser Begriff, von Cory Doctorow geprägt, bezeichnet den Prozess, wie digitale Dienste im Laufe der Zeit an Qualität verlieren, zugunsten von mehr Gewinn. Während die Nutzer immer enttäuschter von einer Plattform werden, möchten die Stakeholder möglichst viel herausholen. Das betrifft sowohl Privatpersonen, die zunehmend personalisierte Werbung sehen und weniger tatsächlich relevante Beiträge, aber auch Geschäftskunden, die immer mehr für die Nutzung zahlen müssen.
Auch die KI-Suche Perplexity ist bereits den Schritt zu Anzeigen gegangen. Dort bekommen Nutzer Produkte und weiterführende Fragen angezeigt, die gesponsort sind. Allerdings plant Perplexity auch eine Beteiligung an den Einnahmen mit den Inhalteerstellern.
(emw)