Beim Radfahren das Handy laden

Auf der Neuheitenschau zur Erfindermesse IENA in Nürnberg präsentierten auch junge Forscher ihre Erfindungen. Auch sie haben oft das Problem, ihre Erfindungen nicht vermarkten zu können.

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Von
  • Stephan Maurer
  • dpa

"Wir waren auf einer Radtour, hatten einen Platten, und der Handy-Akku war leer", erzählt der elfjährige Sebastian Beckenkamp. Das Problem ließ ihn und seine Mitstreiter Julia Brunner (12) und Philipp Schneider (11) vom Maristengymnasium Fürstenzell bei Passau nicht ruhen: Ein Handy-Ladegerät für Fahrräder muss her, dachten sich die drei. Auf der Neuheitenschau zur Erfindermesse IENA in Nürnberg (28. bis 31. Oktober) präsentieren die jungen Forscher am heutigen Dienstag stolz ihre Erfindung.

Die Idee ist ganz einfach -- das Ladegerät wird vom Dynamo gespeist. Dass ausgerechnet die jungen Niederbayern darauf kamen, ist allerdings kein Zufall. Das Maristengymnasium hat den Ruf eines "Erfindergymnasiums", Erfinden ist dort offizielles Wahlfach. Die Fürstenzeller sind auf der Messe denn auch zahlreich vertreten: So führen Franziska Feicht und Nina Sterner, beide 11 Jahre alt, den "Erfrierungsschutzalarm für Skischuhe" vor, Johannes Danner (15) hat eine ferngesteuerte Wäschespinne konstruiert.

Ob sich ihre Ideen verkaufen lassen, spielt für die jungen Tüftler noch nicht die entscheidende Rolle, auch wenn manche durchaus auf Interessenten für ihre Entwicklungen hoffen -- etwa die 17-jährigen Florian Betz, Markus Meier und Christopher Kundenmüller vom Ingolstädter Erfinderclub "Querdenker", die einen am Fahrrad montierten Regenschutz entwickelt haben. Für langjährige Erfinder ist die Vermarktung dagegen ein wichtiges Thema.

"Kaum ein Erfinder beherrscht es, sich und seine Ideen zu vermarkten", sagt Friedhelm Limbeck aus Bad Münstereifel, der auf der IENA eine "chemielose Blut stillende Wundauflage" vorstellt, ein Pflaster, das negativ geladen ist und dadurch sofortige Blutgerinnung bewirken soll. Viele Ideen würden gestohlen, klagt Limbeck. Auch der Vorsitzende des Deutschen Erfinder-Verbandes (DEV), Karl Bauch, beklagt den seiner Ansicht nach mangelhaften Schutz des geistigen Eigentums. "Warum muss ein Erfinder gegen einen großen Konzern privat klagen?", fragt Bauch und wittert sogar einen umfassenden Lauschangriff auf die freien Erfinder: "Telefongespräche, Faxe, E-Mails -- das wird alles von den großen Firmen und den Nachrichtendiensten abgehört."

Entmutigen lassen sich die Tüftler von solchen Widrigkeiten allerdings nicht. Die Zahl der Patentanmeldungen wird nach Schätzungen des Deutschen Patent- und Markenamtes in diesem Jahr deutlich auf rund 58.000 steigen. Und auch die Erfindermesse IENA (Internationale Ausstellung "Ideen-Erfindungen-Neuheiten") verzeichnet mit rund 650 Einzelerfindungen und Produktneuheiten einen Rekord in ihrer mehr als 50-jährigen Geschichte.

Kuriositäten sind darunter wie die "Wespenbeseitigungsklatsche zur Eliminierung von Wespen an Obst- und Gebäckauslagen", aber auch praktische Neuheiten wie Solarmodule auf der Kleidung, mit denen beispielsweise Handys aufgeladen werden können. Geeignet wären sie etwa für Rettungsmannschaften in den Bergen, meint Erfinder Werner Lehnert aus Mosbach im Neckar-Odenwald-Kreis. Ein großer Hersteller von Outdoor-Kleidung, dem er seine Erfindung angeboten hat, habe allerdings abgewunken, erzählt Lehnert. Nun sucht er einen anderen Lizenznehmer. (Stephan Maurer, dpa) / (anw)