DARPA sucht Projekte zur Entwicklung von Cyborg-Insekten

Die Forschungsbehörde des US-Militärs will Insekten und mikroelektromechanische Systeme zu einer fernsteuerbaren Aufklärungseinheit verbinden.

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Von
  • Angela Meyer

Cyborg-Insekten könnten als universell einsetzbare Spione nicht nur viele Wunschträume des Militärs erfüllen. Gelänge es auch noch, eine massentaugliche Produktionstechnik zu ihrer Herstellung zu entwickeln, böten sich damit auch für das ständig wachsende Feld der Überwachung ganz neue Möglichkeiten.

Die Grundlagen hierfür will die Forschungsbehörde des US-Militärs Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) laut einem mit "Hybrid Insect MEMS" betitelten Aufruf schaffen: Gesucht werden innovative Forschungsansätze für Techniken, mit denen sich Minispione am Fließband erschaffen ließen, die auch in für Menschen unzugänglichen Umgebungen Daten sammeln können. Projektvorschläge, die der DARPA vielversprechend erscheinen, können eine Förderung durch die DARPA erhalten.

Projekte, die sich mit rein technischen Ansätzen zur Herstellung von Mikro-UAVs (unmanned aerial vehicles) beschäftigen, fördert die DARPA bereits seit längerem. Für die Entwickler solcher flugfähiger mikroelektromechanischer Systeme (MEMS) sind die Flugfähigkeiten und Eigenschaften von Insekten aber nach wie vor in weiter Ferne. Auch Versuche, Insekten direkt zu nutzen, indem man sie zur Erkennung von Explosivstoffen auf bestimmte Chemikalien trainiert oder über ein neurales Interface steuert, stoßen bisher an Grenzen. Insekten-Cyborgs, wie sie sich die DARPA jetzt vorstellt, sollen diese überwinden. Sie wären nicht nur optimal getarnt, sondern würden aus dem Stand die Fähigkeit mitliefern, nicht nur virtuos, sondern dank ihrer hocheffizienten Energiegewinnung auch noch lange zu fliegen.

Für eine Kombination von Technik und Biologie sind allerdings beträchtliche neue Schwierigkeiten zu überwinden: Die DARPA stellt sich derzeit vor, dass man MEMS in einem frühen Entwicklungsstadium in Insekten einpflanzen könnte. Bei den folgenden Metamorphosen des Tiers sollen diese in den dann wieder geheilten Körper integriert werden. Dabei soll eine bio-elektromechanische Schnittstelle entstehen, über die eine Kontrolle der Bewegung und der Sensoren des Tieres sowie eine Gewinnung der Energie für das MEMS direkt aus der von den Cyborg-Insekten generierten Bewegung und Wärme möglich werden soll. Ein Einbau des MEMS im unbeweglichen Puppenstadium soll eine fließbandähnliche Produktion erleichtern.

Das Ziel des HI-MEMS-Programms ist laut DARPA ein Cyborg-Insekt, das entweder direkt ferngesteuert oder unter Nutzung von GPS eine hundert Meter entfernte Stelle mit einer Abweichung von maximal fünf Metern erreicht. Dort muss es bleiben, bis es anderweitig instruiert wird. Das Insekt muss nicht zwingend fliegen, auch hüpfende oder schwimmende Insekten sind zugelassen. Damit sich der ganze Aufwand auch lohnt, muss das Cyborg-Insekt außerdem in der Lage sein, von "DoD-relevanten Sensoren" in der unmittelbaren Umgebung aufgenommene Daten zu übertragen. Das US-Verteidigungsministerium (Department of Defense, DoD) zählt dazu beispielsweise Gassensoren, Mikrofone oder Videokameras. (anm)