EU-Kommission ruft Bibliotheksrat ins Leben

Das 20-köpfige Gremium soll Empfehlungen zu organisatorischen, rechtlichen und technischen Fragen rund um digitale Bibliotheken in Europa aussprechen.

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  • Monika Ermert

Kommende Woche tritt der frisch gebackene Europäische Bibliotheksrat erstmals zusammen. Das 20-köpfige Gremium soll, so heißt es in einer Entscheidung der EU-Kommission zu dessen Gründung, Empfehlungen zu organisatorischen, rechtlichen und technischen Fragen rund um digitale Bibliotheken in Europa aussprechen und "einen Beitrag zu einer gemeinsamen strategischen Vision für Europas digitale Bibliotheken beisteuern" (PDF-Datei). Geleitet wird der Bibliotheksrat von EU-Kommissarin Vivianne Reding.

Unter den Ratsmitgliedern sind ausgewiesene Bibliotheksexperten wie die Generaldirektorin der Deutschen Bibliothek, Elisabeth Niggemann, Lynne Brindley von der British Library, die Generaldirektorin des Polnischen Staatsarchivs, Daria Nalecz, und der Direktor for Wissenschaft, Forschung und internationale Zusammenarbeit der tschechischen Nationalbibliothek, sowie hochrangige Wissenschafts-, Verlags-, Medien- und Unternehmensvertreter. Unterschiedliche Positionen zum Urheberrecht dürften unter anderem der italienische Urheberrechtsexperte Marco Ricolfi von der Universität Turin, die Mitbegründerin des "Anti-Piraterie Zentrums" in Finnland, Tarja Koskinen-Olsson, die die International Federation of Reproduction Rights Organisations vertritt, und der Begründer des Internet Archives, Brewster Kahle, einbringen.

Das Thema Urheberrecht, erklärte Stephan Jockel, Sprecher der Deutschen Bibliothek, gegenüber heise online, gehöre zu den zentralen Themen, mit denen sich der Bibliotheksrat befassen müsse. Weitere Schwerpunkte seien eine "Zusammenstellung bereits vorhandener Initiativen für eine einfache Nutzbarmachung, wie dies in der European Library für die Kataloge und digitalen Bestände europäischer Nationalbibliotheken bereits realisiert ist" und die "Entwicklung einer Digitalisierungstrategie" für den weiteren Ausbau der Europäischen Digitalen Bibliothek. "Eine Europäische Digitale Bibliothek wird nur dann realisierbar sein," verdeutlicht Jockel, "wenn Urheberrechtsfragen befriedigend gelöst werden können und die Interessen sowohl von Nutzern als auch von Urheberrechte-Inhabern angemessen Berücksichtigung finden".

Mitdiskutieren werden im Bibliotheksrat von Unternehmensseite der CEO des Verlagskonzerns Hachette Livre, Arnoud Nourry, Telefonica-Manager Javier Nadal Ariño, Thomson-CEO Franck Dangeard und der CEO des norwegischen Suchexperten FAST, Marcus Lervik. Auch Google hat man sich in Gestalt des Vizepräsidenten für das Europageschäft, Nikesh Arora, ins Boot geholt. Es waren nicht zuletzt Googles Online-Bibliothekspläne, die das "offzielle Europa" auf den Plan riefen. "Die europäische Initiative ist aber keine Reaktion auf Aktivitäten des Suchmaschinenbetreibers", betont Jockel, vielmehr habe es schon vor diesem Zeitpunkt eine Vielzahl an Digitalisierungsinitiativen gegeben. (Monika Ermert) / (pmz)