12. österreichische Big Brother Awards auf der Zielgeraden

In Wien werden heute zum zwölften Mal die österreichischen Big Brother Awards verliehen. Noch bis 12 Uhr kann jedermann im Rahmen der Volkswahl übers Internet seinen Favoriten für den Publikumspreis nennen.

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In Wien werden heute zum zwölften Mal die österreichischen Big Brother Awards verliehen. Noch bis 12 Uhr kann jedermann im Rahmen der Volkswahl seinen Favoriten für den Publikumspreis nennen. "Ausgezeichnet" werden jene, die sich besonders für Kontrolle, Überwachung und Bevormundung eingesetzt haben. Sie erhalten einen Platz in der Hall of Shame.

Der heutige Vorabend des österreichischen Nationalfeiertages ist das traditionelle Datum für die Big Brother Gala, in deren Rahmen die Preisträger genannt werden. Nur selten hatten sie die Courage, sich vor Ort der Kritik zu stellen. Beginn ist um 20 Uhr im Wiener Theater im Rabenhof. Vorbestellungen der Gratiskarten sind nicht mehr möglich, Restplätze werden vor Ort vergeben.

In der Sparte Politik ist Christian Felber vom Netzwerk Attac nominiert, und zwar für seine Forderung nach Abschaffung des Bankgeheimnisses. Mitbewerber sind Vizekanzler Josef Pröll (ÖVP), der für die Einführung der "Transparenzdatenbank" in die engere Wahl kommt, sowie dessen Onkel Erwin Pröll (ÖVP). Der Landeshauptmann von Niederösterreich hat Videoüberwachung auf Autobahnen durchgesetzt. Und für das neue ORF-Gesetz wurde Staatsekretär Josef Ostermayer (SPÖ) mit einer Nominierung bedacht.

Die "Wohlfahrtsvereinigung" der Kärntner Trafikanten ließ Österreicher beim legalen Einkauf im grenznahen Ausland von Detektiven bespitzeln und filmen. Anschließend sollten die Konsumenten 350 Euro zahlen. Dafür könnte nun der Obmann der Vereinigung einen Big-Brother-Preis in der Kategorie Business und Finanzen bekommen. Weitere Kandidaten sind hier der Versicherungsverband Österreichs, der Fremdenverkehrs GmbH & Co KG von Zell am See und Gudrun Höfner von der Personalservicefirma ITworks.

Die privaten Versicherungen haben eine Gesetzesnovelle ins Laufen gebracht, die ihnen den Zugriff auf intime und bislang geschützte Patientendaten erlauben soll. In Zell am See wurden Umkleidekabinen videoüberwacht; die damit verbundene Rechtsverletzung juckte die Verantwortlichen nicht. Derweil möchte ITworks von Arbeitssuchenden allerlei private Informationen erheben, was bei den Arbeitslosen nicht gut ankommt.

In der Kategorie Behörden und Verwaltung kommt diesmal Christian Kollmitzer von der Fachhochschule Technikum Wien für einen Negativpreis in Frage. Dort wird die Vernetzung von Überwachungseinrichtungen erforscht. Außerdem nominiert ist der US-Botschafter in Österreich für die Ausstellung wertloser Visa, EU-Kommissarin Cecilia Malmström für den Einsatz für Internetzensur, sowie die Staatsanwaltschaft Wien für die Verfolgung von Journalisten und Tierschützern.

Schließlich wurde die Jury auch bei Kommunikation und Marketing fündig: Daniel Goldscheider ist für seinen Mehrwertnummern-"Datensozialporno" Lottelo vorgeschlagen, Lexmark für spionierende Drucker, Apple für die Datensammlung mit iPhones und T-Mobile Austria für die Zusammenarbeit mit fragwürdigen "Mehrwertdiensten". (anw)