Herbstumfrage: Zahlungsmoral der Kunden hat sich verbessert

Wie eine aktuelle Umfrage unter Inkassounternehmen zeigt, ist die Zahl der Forderungsausfälle gesunken. Doch Betrug und ein drohender Rekord an Verbraucherinsolvenzen machen den Händlern das Leben weiterhin schwer.

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Von
  • Marzena Sicking

Insolvenzen in Deutschland 2001 bis 2010

(Bild: BDIU)

Die Zahlungsmoral der Kunden in Deutschland hat sich offenbar wieder verbessert. In der traditionellen Herbstumfrage unter den 560 Mitgliedsfirmen des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU), Berlin, gaben jedenfalls 80 Prozent der Teilnehmer an, dass die Kunden der von ihnen vertretenen Firmen offene Rechnungen wieder "genauso gut" beziehungsweise "besser" – also zuverlässiger – bezahlen als noch in diesem Frühjahr.

Als Grund für die Erholung der Zahlungsmoral nennt der BDIU die gute Konjunktur und die sinkende Arbeitslosigkeit. So hätten 80 Prozent der Firmen angegeben, die Arbeitslosigkeit sei meistens als Grund für ausstehende Zahlungen genannt worden. "Die Verbraucher haben wieder mehr Geld im Portmonee", so BDIU-Präsident Wolfgang Spitz, "und der private Konsum ist ein Stützpfeiler des Aufschwungs." Allerdings werden die Rechnungen nicht in jeder Branche gleich schnell beglichen: Gerade die Dienstleistungsbranche hat noch die meisten Probleme mit dem Zahlungsverhalten ihrer Kunden, so die Erfahrung der Inkassounternehmen.

Auch die Zahlungsmoral von Online-Kunden ist nach wie vor schwierig: 57 Prozent der Inkassounternehmen berichten, dass die Kundschaft beim Einkauf im Internet deutlich unzuverlässiger bezahlt, als im stationären Handel. Das betrifft allerdings nur die Privatverbraucher, gewerbliche Käufer zahlen bei beiden Varianten gleich gut bzw. schlecht. Denn 82 Prozent der Umfrageteilnehmer berichten, dass durch hohe Zahlungsausfälle bei eigenen Kunden viele Unternehmen ihren Verpflichtungen selbst nicht nachkommen könnten.

Handwerk und Dienstleister leiden am meisten unter schlechter Zahlungsmoral.

(Bild: BDIU)

Dem Online-Handel macht außerdem Betrug das Leben schwer: 70 Prozent der Inkassounternehmen berichten, dass vorsätzliches Nichtbezahlen der Ware oder Dienstleistun der Grund ist, warum Shop-Betreiber kein Geld von privaten Kunden bekommen. 63 Prozent melden, dass die Privatschuldner absichtlich falsche persönliche Daten beim Onlinekauf angeben. Immer wieder kommt es außerdem vor, dass sich Betrüger mit den persönlichen Daten eines Dritten im Online-Shop anmelden und die Ware an eine andere Adresse oder ein Postfach liefern lassen. Die echte Person erfährt von "ihrem" Einkauf erst mit der ersten Mahnung. Fast ein Drittel der Inkassounternehmen berichtet, Fälle bearbeitet zu haben, bei denen sich dann ein Missbrauch persönlicher Daten herausstellte.

All das wirkt sich natürlich auch auf die Überlebensfähigkeit der Verkäufer aus: Bis zu 34.000 Unternehmen werden nach aktuellen Schätzungen in diesem Jahr Zahlungsunfähigkeit melden, das sind vier Prozent mehr als 2009. Die Wirtschaft habe den gewaltigen Konjunktureinbruch des letzten Jahres noch längst nicht ausgleichen können, so das Fazit von BDIU-Präsident Spitz. Daher sei die aktuelle Erholung noch kein Grund für eine Entwarnung. Zumal auch bei den Verbraucherinsolvenzen in diesem Jahr ein neuer Rekord von 110.000 erwartet wird. Für die Gläubiger heißt das: sie sehen von ihren Forderungen keinen Cent und das kann wiederum für die Unternehmer zu einer existenziellen Bedrohung werden, die in einer Pleite enden kann. Daher rät Spitz betroffenen Unternehmen, statt auf ein bürokratisches und teures Gerichtsverfahren lieber auf eine vorinstanzliche Einigung mit den Gläubigern zu setzen. (map)