Russland: Software soll faule Top-Beamte enttarnen

Das speziell für Präsident Medwedew entwickelte System zeigt Verzögerungen bei der Regierungsarbeit an und benennt die verantwortlichen Minister.

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Von
  • Tim Gerber

Russlands Präsident Dimitri Medwedew kommt nur schleppend mit seinen Reformvorhaben zur Modernisierung des Landes voran. Größtes Hindernis bei der Umsetzung seiner Instruktionen sind dabei nicht die kaum zu beherrschenden Weiten Sibiriens und des russischen Fernen Ostens, sondern Spitzenbeamte in der Moskauer Zentralregierung. Seit einiger Zeit beklagt Medwedew offen die Faulheit der Regierungsbeamten bei der Umsetzung seiner Aufträge, zuletzt sogar via Twitter.

Vergangenen Freitag nun stellte der Präsident in einem Meeting eine Software vor, die es ihm erlauben soll, die Umsetzung der von ihm an die Regierung erteilten Aufträge von seinem PC aus quasi in Echtzeit mitzuverfolgen. "Auf Knopfdruck sehen Sie sofort, ob sich die Erfüllung Ihrer Aufträge verzögert und um wie viele Tage", kündigte der Leiter des Kontrollressorts im Kreml, Konstantin Tschujtschenko, dem Präsidenten an. "Falls die Regierung mit etwas beauftragt wurde, wird das konkrete Regierungsmitglied angegeben, das dafür zuständig ist".

Die Vorführung der Software diene dem Kremlchef dazu, die Regierungsbeamten "zu überzeugen und einzuschüchtern", kommentiert die russische Zeitung Kommersant in ihrer gestrigen Ausgabe den Vorgang. Medwedew wolle signalisieren, dass sein "allsehendes Auge" die Regierung rund um die Uhr im Visier behalte. (tig)