Supercomputer zum Anfassen

Neue historische Supercomputer-Exponate locken ins Heinz Nixdorf Museumsforum oder ins Rechenzentrum des Cray-Cyber-Projekts.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 73 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Stiller

Rechenleistung wie ein aktueller Laptop: Parsytec GC mit 1024 Transputern [Klicken für vergrößerte Ansicht]

Wer einmal interessante Supercomputer aus der Nähe betrachten möchte -- die Unis und Forschungseinrichtungen lassen ja nur selten jemand an ihre guten Stücke heran --, der sollte in eines der Museen gehen, etwa in das Deutsche Museum in München oder das Heinz Nixdorf Museumsforum HNF in Paderborn. Das Paderborner HNF, das sich inzwischen zum größten Computer-Museum der Welt gemausert hat, lockt jetzt mit einem besonders seltenen Prachtexemplar, dem aus 1024 Transputern T805 aufgebauten Parsytec GC.

Das System hatte zwölf Jahre im PC2 (Paderborn Center for Parallel Computing) bis zuletzt treue Dienste geleistet. Anfangs (im Jahre 1992) stand er sogar in der Liste der Top500 der Supercomputer auf Platz 259. Die Rechenleistung der 1024 Transputer à 30 MHz mit je 4,4 MFLOP/s, also insgesamt etwa 4,5 GFLOP/s, wird heutzutage von jedem bessern Laptop erreicht -- der GC benötigte dafür ein Gehäuse von 2,6 m Höhe und 2,53 m Breite.

Den Transputern der nicht mehr existiernden Firma Inmos wird oft nachgeweint. Immerhin blüht die dahintersteckende Idee, kleine Kerne mit vielen schnellen Links zu versorgen und so interessante Topologien aufzubauen, jetzt kräftig auf: sei es bei dem Supercomputer BlueGene/L -- der vermutlich auf Platz zwei der demnächst verkündeten neuen Top500-Liste stehen dürfte -- oder bei dem ominösen Cell-Prozessor von IBM, Sony und Toshiba, der im nächsten Jahr unter anderem für Highend-Spielesysteme eingeführt werden soll.

Nur zwei Rechner in der Größenordnung des GC wurden je von Parsytec ausgeliefert, es handelt sich also um eine echte Rarität. Leider wird man den Parsytec-GC-Rechner im HNF nicht als Ganzes in Betrieb sehen können; die Mitarbeiter des HNF und der Universität Paderborn versuchen jedoch, einzelne Bauteile wieder in Betrieb zu setzen, um den Museumsbesuchern zukünftig zumindest die Geräuschentwicklung der Lüfter zu demonstrieren.

Wer wirklich echtes Look&Feel alter Supercomputern verspüren und auf selbige auch einmal programmieren will, der sollte sich beim Cray-Cyber-Projekt der Deutschen Gesellschaft für historische Rechneranlagen (GfhR) anmelden. Seit Sommer ist hier die kleine Cray Y-MP -- das berühmte Sofa -- online und derzeit auch die NEC SX4B (Vorläufer der im Earth Simulator eingesetzten SX6-Systeme). Jeden Samstag läuft hier auch die Cyber 960 und weitere Cray-Rechner (Cray J90, 916, etc.) nach Absprache. Neue Errungenschaften sind die Cray C94 sowie ein massiv-paralleles System des Typs T3D. Zum Look&Feel gehört aber auch der direkte Zugriff. Und so gibt es hier Tage der offenen Tür, der nächste am 27. November von 12 bis 18 Uhr in 81477 München, Stäblistraße 10b.

Und wer bereits am kommenden Wochenende interessante historische, wenn auch kleinere Computer beschauen möchte -- etwa die Replica 1, ein Nachbau des legendären Apple 1 -- kann auch am Vintage Computer Festival 7.0 teilnehmen. Allerdings muss man dazu nach Kalifornien, ins Computer History Museum von Mountain View. (as)