ePerso-Alltag: Abgespeichert

Jürgen Kuri schlägt auf dem Amt die Zeit tot, lässt sich Fingerabdrücke abnehmen und wundert sich über anscheinend reibungslos funktionierende Software.

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Von
  • Jürgen Kuri

Es ist ein grauer Novembernachmittag, da macht es ja nichts, wenn man seine Zeit mit Warten auf dem Amt verplempert, oder? Und wenn man schon groß ankündigt, sich gleich am 1. November einen neuen Personalausweis zu holen, führt eh kein Weg dran vorbei. Also hin aufs Bürgeramt. Um 15 Uhr (immerhin schon mit biometrisch tauglichem Foto meiner Wenigkeit bewaffnet) bekomme ich die Wartenummer 240. Oh je. Nummer 209 ist dran. Die Wartezone ist auch entsprechend voll mit all den Bürgern, die den üblich genervten Gesichtsausdruck der Ämter-Wartezonen-Insassen zeigen. Schweigen, während interessierte Blicke der durcheilenden Bibliotheksbesucher (die sich den Eingang mit dem Bürgeramt in Hannover-List teilt) über die wartende Menge schweifen. Nur zwei junge Frauen (gerade 18 geworden, wie aus ihrem nie endenden Redefluss zu entnehmen ist), die auch Personalausweise brauchen, zwitschern ganz analog. Ich zwitschere nebenbei digital, was immer noch für neugierige Blicke sorgt.

Nach gut anderthalb Stunden hat die Warterei ein Ende. Nr. 240 an Schalter 5 - wo ich gleich weitergeschickt werde an Schalter 7. Ob man mir schon von weitem angesehen hat, dass ich einen ePerso haben will? Die nette Dame von der Stadt an Schalter 7 scheint jedenfalls ausgeguckt worden zu sein, hauptsächlich die ePerso-Anträge zu bearbeiten. Der Fingerabdruck-Scanner steht schon in Fingerreichweite des Antragstellers, die Broschüren des Innenministeriums zum ePerso stapeln sich (ja, gut, Broschüren zum nPA, wie offiziell heißt). Sie scheint auch recht geübt zu sein, was die Software, die verschiedenen Anträge und auch das Abnehmen von Fingerabdrücken angeht.

Allerdings hat sie mit mir auch keine große Erklärungsnot, da ich ja weiß, was ich will: Einmal ePerso mit allem. Bei allen Bedenken und Bauchschmerzen bei Abgabe der Fingerabdrücke, ausprobieren will ich schon, was damit denn nun passiert. Unterschreiben muss ich bei der Beantragung zwei Formulare, einmal für die Fingerabdrücke, einmal dafür, dass ich nie eine ausländische Staatsbürgerschaft beantragt habe. Außerdem noch das Blatt mit der Unterschrift, wie sie auf den Ausweis kommt. Das alles bekommt die Dame vom Bürgeramt Schritt für Schritt von der Software vorgegeben, die auch die entsprechenden Formulare ausdruckt.

Wie viele Leute heute schon einen neuen Personalausweis beantragt hätten, das könne sie nicht sagen, es sei aber auf jeden Fall mehr los als sonst. Wenn man viel erklären müsse, dann dauere das schon - was ich mir lebhaft vorstellen kann, wenn sie, trotz aller guten Laune und Geschäftigkeit, die sie ausstrahlt, technisch wenig versierten Bürgern die Funktionen des ePerso erklären soll. Außer mir hätten aber auch schon drei Leute die Fingerabdrücke auf dem ePerso speichern wollen - ich bin mit meinem Vorhaben also nicht ganz alleine. Insgesamt dauert die Prozedur bei mir keine 10 Minuten - die meiste Zeit braucht die Suche nach Wechselgeld (ich habe die 28,80 Euro nicht passend, und sie brummelt, das wäre den meisten bislang so gegangen) und die Aufnahme der Fingerabdrücke.

Abdrücke werden vom Zeigefinger der linken sowie der rechten Hand genommen. Dabei wird jeweils die Fingerkuppe drei Mal eingescannt und ausgemessen - was jedes Mal 10 bis 20 Sekunden dauert; nur wenn die Software bei jeder Ausmessung zum gleichen Ergebnis kommt, wird der Fingerabdruck akzeptiert. Das kann, wenn es nicht auf Anhieb klappt (etwa bei zittrigen Händen, unterschiedlicher Haltung der Hand etc.), gehörig Zeit kosten. Dass die Fingerabdrücke, die ja freiwillig abgegeben werden, für "vereinfachte Verfahren zur Identitätsprüfung per Fingerabdruckvergleich" genutzt werden können, das überforderte die Dame von der Stadt dann doch: Nee, das wisse sie auch nicht, was das bedeuten solle, und drückte mir ein Faltblatt des Innenministeriums zu den Fingerabdrücken in die Hand. Dort werden so wichtige Fragen beantwortet, dass bei der Abnahme der Fingerabdrücke keine gefährlichen Strahlen eingesetzt und dass die Lesegeräte nach jedem Antragsteller gereinigt werden (von wegen der Keime...). Und sie ermöglichten eine "eindeutige Zuordnung zwischen AusweisinhaberIn und Personalausweis" (ja, auch im Original mit Binnen-I).

Okay, ich insistiere nicht weiter (Kollege Axel Kossel hat ja inzwischen herausgefunden, was mit diesem ominösen "vereinfachten Verfahren" gemeint ist). Ob denn alles reibungslos funktioniere mit der Software? Ja, es habe keine Probleme heute gegeben, das klappe alles schon. Und mit der Aushändigung der Quittung über die Bezahlung des ePerso, der Faltblätter und noch einmal der Broschüre über den ePerso bin ich durch - ach ja, zur Qittung gehört noch die Information, wie ich den Bearbeitungsstand meines ePerso-Antrags abfragen kann. Wenn der Ausweis fertig sei, könne man ihn im Bürgeramt abholen, dafür müsse man keine Wartemarke ziehen, sondern bekomme ihn direkt am Info-Schalter, heißt auf diesem Blatt auch. Da habe ich noch so meine Zweifel, ob das wirklich so einfach funktioniert: Schließlich will bei Abholung noch die eID-Funktion freigeschaltet und der entsprechende Antrag unterschrieben werden. Wir werden sehen. (jk)