Die Online-Musikanbieter präferieren Musik-Abodienste

Vertreter der Online-Musikindustrie äußerten auf der Billboard Digital Entertainment Conference Zweifel am Modell der Online-Musikshops, die auf den Verkauf einzelner Song-Downloads setzen.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Janko Röttgers

Ein Gipfeltreffen der Online-Musikindustrie fand gestern in Los Angeles im Rahmen der Veranstaltung Billboard Digital Entertainment Conference & Awards (DECA) statt. Vertreter von Yahoo, AOL, Napster, RealNetworks und Sony versuchten sich gemeinsam an einer Bilanz des noch jungen Online-Handels. Einzig und allein Apple fehlte -- eine Umstand, der von der Konkurrenz für eine deutliche Kritik am Geschäftsmodell des iTunes Music Shops genutzt wurde.

So erklärte Napster-Chef und Roxio-CEO Chris Gorog: "Das Single-Download-Modell ist nicht besonders konsumentenfreundlich." Gorog glaubt, dass 99 Cent-Downloads nicht zum Kennenlernen neuer Musiker einladen. Roxio/Napster hatte vor wenigen Tagen verkündet, mittlerweile nahezu 75 Prozent seines Umsatzes im Musikgeschäft mit Abo-Diensten zu erwirtschaften. Single-Downloads könnten jedoch eine wichtige Brücke darstellen, um Konsumenten mit Abo-Diensten bekannt zu machen, meinte Gorog.

"Letztendlich läuft alles auf Abos heraus", meinte auch Richard Wolpert, Chief Strategy Officer von RealNetworks. Wolperts Firma betreibt die Musik-Dienste Rhapsody und RealPlus Radio, die insgesamt mehr als 650.000 Abonnenten auf sich vereinen. Legale Dienste könnten zunehmend mit Tauschbörsen konkurrieren, erklärte Wolpert: "Deswegen können wir jetzt diese Wachstumsraten beobachten."

Auch Bill Wilson von AOL erklärte, dass er Abonnements für das bessere Geschäftsmodell halte. In naher Zukunft werden Single-Verkäufe seiner Meinung nach jedoch weiterhin den Online-Musikmarkt dominieren. AOL bietet mit Musicnet ein eigenes Abo-Paket an, verkauft in Zusammenarbeit mit Apple jedoch auch einzelne Downloads. Sony-CTO Phil Wiser zeigte sich deutlich vorsichtiger: "Ich glaube nicht, dass irgend jemand jetzt schon sagen kann, ob es auf Downloads oder Abos hinausläuft." Sony hat sich mit seinem Connect-Downloadshop bisher auf die Verkäufe einzelner Titel verlegt.

Uneinig war sich die Gruppe auch über die Auswirkungen der Klagen gegen P2P-Nutzer. "Die Wahrheit ist, dass Klagen mehr ein PR-Schachzug sind als irgend etwas anderes", befand David Goldberg von Yahoo! Music. Viele Internetnutzer seien erst durch die Kampagnen der Plattenfirmen darauf aufmerksam geworden, dass Tauschbörsen ihnen kostenlose Musik bieten. Sony-CTO Phil Wiser war dagegen der Überzeugung, dass die Klagen bei P2P-Nutzern für das dringend nötige Unrechtsbewusstsein sorgen würden.

Geteilter Meinung war man schließlich auch zu den Bemühungen Hollywoods im Internet. Bill Wilson von AOL berichtete, dass die Studios mit Schwung ins Netz drängten, um die Fehler der Musikindustrie zu vermeiden. "Sie sind nicht schnell genug", konterte Richard Wolpert von RealNetworks. Hollywood habe davor Angst, mit Download-Diensten die boomenden DVD-Verkäufe zu gefährden und versuche sich deshalb an halbherzigen Angeboten. Bestes Beispiel dafür sei die von der Industrie gegründete Download-Plattform Movielink, erklärte er: "Der gesamte Movielink-Katalog umfasst 900 Filme." (Janko Röttgers) / (jk)