Homepage des Deutschen Atomforums gehackt

Zum Abschluss des Transports von Atommüll quer durch Deutschland wurde die Website kernenergie.de gehackt.

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Hacker haben am heutigen Dienstag die Gestaltung der Homepage des Deutschen Atomforums kernenergie.de übernommen. Statt des üblichen Auftritts der deutschen Atomlobby war zeitweise die aus der Anti-Atombewegung bekannte rote Sonne mit Streichholz in der Hand zu sehen, ein brennender Computer und der Slogan "Kernenergie – So sicher wie diese Website". Mittlerweile wurde die Abbildung vom Netz genommen, einige Netznutzer haben sie aber dokumentiert.

Ein Sprecher des Deutschen Atomforums erläuterte gegenüber heise online, die Website kernenergie.de sei aus Sicherheitsgründen derzeit offline, da zunächst untersucht werden soll, ob möglicherweise Schadcode eingeschleust wurde. Derzeit werde der Hack noch analysiert. Der Sprecher konnte keine Angaben dazu machen, wer die Seite gehackt hat.

So sah die Homepage von kernenergie.de zeitweise aus.

Der Vorfall steht offenbar im Zusammenhang mit dem Transport von Atommüll ins Zwischenlager Gorleben. Der Transport der Castor-Behälter hat gut 92 Stunden nach dem Start in der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague am heutigen Dienstagmorgen gegen 9.45 Uhr sein Ziel erreicht. Die Atomkraftgegner, über deren Aktionen im Web beispielsweise der "Castorticker" informierte, feierten einen neuen "Rekord": Dieser Transport von La Hague ins niedersächsische Wendland brauchte deutlich länger als die elf vorangegangenen seit 1995. Nach Angaben der Polizei hatten zuletzt rund 3500 Demonstranten bei Harlingen durch eine Sitzblockade die Schienen versperrt und dadurch die Weiterfahrt des Zuges in Richtung Dannenberg verhindert. Die Organisatoren des Protestes gegen die Castor-Transporte sprachen von insgesamt 50.000 Demonstranten.

Matthias Miersch, umweltpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, sah in einem Interview mit dem Fernsehsender Phoenix in den Protesten "ein ganz deutliches Signal an Schwarz-Gelb, dass diese Atompolitik so nicht weitergehen kann". SPD-Chef Sigmar Gabriel meinte, die Regierung habe mit ihrem Beschluss für längere Atomlaufzeiten den Anti-Atom-Widerstand wieder angeheizt. Katherina Reiche (CDU), Staatssekretärin im Umweltministerium, hielt entgegen, die Opposition habe eine unverantwortliche "Stimmungsmache" betrieben. CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt bezeichnete die Grünen als politischen Arm von Aufrührern, Brandstiftern und Steinewerfern. Die Grünen hatten sich massiv an den Protesten beteiligt, und waren unter anderem durch die Parteichefs Claudia Roth und Cem Özdemir vor Ort vertreten. (anw)