Das Synagogen-Internet-Archiv wächst

Internet-Nutzer aus der ganzen Welt haben der Datenbank 2000 Bilder, Zeitzeugenberichte, Kommentare, Literaturhinweise oder Links hinzugefügt.

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Der Aufbau des Synagogen-Internet-Archivs geht weiter voran. Internet-Nutzer aus der ganzen Welt haben der Datenbank knapp 2000 Bilder, Zeitzeugenberichte, Kommentare, Literaturhinweise oder Links hinzugefügt, berichten die Betreiber. Es seien Beiträge zu über 700 verschiedenen Synagogen im Archiv eingetroffen. Im kommenden Jahr sollen neue Forschungsergebnisse zu Synagogen in Bremen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland aufgenommen werden.

Das Archiv ist seit dem 9. November 2002, dem Jahrestag der Reichspogromnacht, online. Es bietet einen Überblick über die mehr als 2000 Synagogen in Deutschland, die 1933 noch genutzt wurden oder als Gebäude vorhanden waren. 2003 wurde das Archiv um österreichische Synagogen ergänzt. Internet-Nutzer können eigene Beiträge online hinzufügen und das Archiv dadurch mit aufbauen.

Das Synagogen-Internet-Archiv ist Bestandteil einer Forschungsarbeit von Dipl. Ing. Marc Grellert und Prof. Manfred Koob von der TU Darmstadt, Fachgebiet Informations- und Kommunikationstechnologie in der Architektur. Erforscht werden sollen die Potenziale der neuen digitalen Techniken für die Erinnerungskultur. In Darmstadt werden seit 1994 Synagogen am Computer rekonstruiert, um den kulturellen Verlust durch die Visualisierung zerstörter Architektur aufzuzeigen, die bauhistorische Bedeutung der Gebäude in Erinnerung zu rufen und einen Beitrag des Mahnens und Erinnerns zu leisten.

Auch 66 Jahre nach dem Novemberpogrom von 1938 gebe es noch keine exakten Zahlen zu dem Ausmaß der Zerstörung von Synagogen und Betstuben, heißt es in einer Mitteilung der TU Darmstadt. Auf dem Gebiet des wiedervereinigten Deutschlands sei belegbar, dass von den geschätzten 2800 bis 3000 Synagogen und Betstuben im Deutschen Reich 1938 mehr als 1100 geschändet oder zerstört wurden. An mehr als 60 Standorten sei es bereits vor dem 9. November 1938 zu Schändungen, Verwüstungen sowie angeordneten Abrissen jüdischer Sakralbauten gekommen. Für die Zeit nach 1945 weist das Internet-Archiv Abrisse von 350 Synagogen aus. Zur Zeit gibt es noch an über 900 Standorten in Deutschland Synagogen oder ihre baulichen Reste. (anw)