Community-Pflege auf dem Google Developer Day

Die einen erhofften sich tolle Geschenke, die anderen aufsehenerregende Neuigkeiten. Die Teilnehmer von Googles Entwicklertag konnten sich stattdessen ĂĽber den direkten Austausch mit den Kernentwicklern von Googles Produkten freuen und sich als Teil einer ernst genommenen Community fĂĽhlen.

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Von
  • Benjamin Reimold
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Die einen erhofften sich tolle Geschenke, die anderen aufsehenerregende Neuigkeiten. Die Teilnehmer von Googles Entwicklertag konnten sich stattdessen ĂĽber den direkten Austausch mit den Kernentwicklern von Googles Produkten freuen und sich als Teil einer ernst genommenen Community fĂĽhlen.

Zwei Jahre musste Googles Entwickler-Community warten, bis wieder ein Developer Day in Deutschland auf der Reiseroute einer Developer-Tour des Unternehmens stand. Man sollte deshalb nicht verwundert sein, dass am 9. November in München schon zu Beginn des Einlasses, der mit 7 Uhr ohnehin früh angesetzt war, weit über 200 der über 1000 angemeldeten Entwickler am Eingang Schlange standen. Ihre Hoffnung lag auch darauf, dass es sich bei dem angekündigten Geschenk für die ersten 200  Teilnehmer um ein Smartphone oder gar Tablet handeln würde. Auf der I/O-Konferenz im Mai hatte die Firma nämlich Android-Handy kostenlos verschenkt. Die Hoffnung erfüllte sich nicht. Es blieb bei der Vergabe eines T-Shirts und eines kleinen Roboterkäfers.

Genauso wenig erfüllte sich die Hoffnung derer, die spekuliert hatten, größere Neuigkeiten zu erfahren oder eine Produktankündigung miterleben zu dürfen. Hatte Google vor zwei Jahren noch das erste in Deutschland erhältliche Smartphone mit Android-Betriebssystem präsentiert, stellte der Konzern dieses Mal lediglich vereinzelt neue APIs vor. Auch zu den Gerüchten hinsichtlich eines schon bald erscheinenden Updates für das Android-Betriebssystem ("Gingerbread") war von den Developer-Evangelisten nichts Neues zu erfahren. Im Großen und Ganzen ließ Google die im letzten halben Jahr vorgestellten Neuerungen wie die App Engine for Business, den Einsatz des Spring-Roo-Werkzeugs zur Entwicklung mit dem Google Web Toolkit (GWT) oder dem Chrome Web Store für Webapplikationen nochmals vorstellen.

Anstelle der großen Neuankündigungen stand der Austausch zwischen Google-Mitarbeitern und Entwickler-Community im Vordergrund. Ebenfalls förderte die Firma gezielt die Kommunikation zwischen den Entwicklern, den Google-Communitys untereinander sowie der als Partner mit an der Veranstaltung beteiligten TU München und deren "Center for Digital Technology and Management" (CDTM).

In abgetrennten Lounges konnten die Teilnehmer abseits des geschäftigen Treibens im Atrium des MOC in Ruhe diskutieren, mit Spielkonsolen oder Kickertischen etwas Erholung finden oder Kontakt zu den Interessengruppen knüpfen. Unter anderem gab es Bereiche für die Kontaktaufnahme zu den deutschen Google Technology Usergroups. In der Lounge der TU München konnte der Besucher zudem Einblicke in neue Forschungsergebnisse gewinnen oder beim HTML5-Stammtisch über die Entwicklung der Auszeichnungssprache diskutieren.

Daneben hatte man bei den Vorträge in sechs parallelen Tracks die Qual der Wahl. Zwar blieben sie meist auf einem oberflächlichen Level, waren aber eine gute Gelegenheit, Einblicke direkt von Entwicklern des Suchmaschinengiganten zu erhalten. War der Zuhörer mit einem Thema schon vertraut, bot sich ab und an immer noch die Gelegenheit, Einblick in neue APIs und Funktionen zu erhalten. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel hierfür ist etwa die Eingabe von Texten per Sprache im Chrome-Browser.

Eines der Schwerpunktthemen war sicherlich die Entwicklung für Googles Android OS für Smartphones. Boten die Vorträge inhaltlich für versierte Android-Entwickler wenig Neues, waren sie für Programmierer, die sich noch nicht lange mit der Entwicklung für Androiden beschäftigen, voller nützlicher Informationen und Tipps. Der große Andrang bei allen Android-Vorträgen bestätigte die Programmverantwortlichen, die mit einem eigenen Android-Track einen Schwerpunkt gesetzt hatten.

Neben der schwierigen Entscheidung, zwischen nativen beziehungsweise auf HTML, JavaScript und CSS basierenden Applikationen zu wählen, waren Sessions zu HTML5 im Android-Track stark vertreten. Die neue Version der Auszeichnungssprache wurde auch in einem weiteren Track thematisiert und war dadurch neben Android ein weiteres zentrales Thema auf der Veranstaltung. Weitere Schwerpunkte waren Chrome, der auch in Deutschland immer beliebter zu werden scheint, und die zahlreichen APIs für Googles Produkte wie Maps oder Buzz sowie die Prediction API, die im Storage-Kontext aus einem übermittelten Datensatz einen Wert vorhersagen soll. Ein weiterer Track befasste sich mit den Forschungsthemen der TU München und des CDTM, während ein anderer Themenblock mit "Monetarization/Social Web" betitelt war.

Den abschließenden Höhepunkt des Events bildete ein offizieller, beim "Guiness World Records"-Komitee angemeldeter Weltrekordversuch für das Blinkendroid-Projekt aus Berlin, bei dem Android-Smartphones zu einer Matrix verbunden ein gemeinsames großes Display bilden. Dieser wurde mit 72 Geräten erreicht und mit Weißbier und Brezeln standesgemäß gefeiert.

Unter dem Strich bot Googles Developer Day von technischer Seite wenig Neues. Die zahlreichen Möglichkeiten, aus erster Hand eine Einführung in noch nicht bekannte Techniken und Themen zu erhalten, sowie der intensive Austausch mit Entwicklern und Machern rund um Googles Werkzeuge, Produkte und Techniken machten den Event zu einer angenehmen und inspirierenden Veranstaltung.

Benjamin Reimold
ist Student der angewandten Informatik an der dualen Hochschule Stuttgart. Den praktischen Teil seiner Ausbildung absolviert er bei aformatik Training & Consulting in Sindelfingen. Er ist Mittglied der Stuttgarter GTUG und beschäftigt sich intensiv mit der Anwendungsentwicklung für mobile Plattformen, insbesondere unter Android.
(ane)