M

Viele Jahr dachte ich, "M" kann nur fĂĽr "Meikel" stehen, denn die Serie "Emm wie Meikel" aus meiner Kinderzeit wurde quasi zum geflĂĽgelten Wort. Inzwischen weiĂź ich, dass "M" eigentlich immer fĂĽr "Management" oder "Modellierung" steht. Nur sollte man sich nie zu sicher sein.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Nicolai Josuttis

Letzte Woche habe ich Review zu einem Buch zur Geschäftsprozessmodellierung geschrieben. Nachdem ich ein paar Seiten gelesen hatte, gab ich unter anderem folgendes Feedback:

VerblĂĽffend (und auch ein wenig peinlich) ist die Tatsache, dass BPMN im gesamten Buch als AbkĂĽrzung fĂĽr "Business Process Model and Notation" steht. Korrekterweise steht es fĂĽr "Business Process Modeling Notation".

Und weil ich schon so in Fahrt war gab ich gleich noch einen drauf:

Dieser Fehler erweckt den Eindruck, als hätten die Autoren noch nie ein Dokument zum Thema gelesen, denn es sieht so aus, als habe man den Begriff einfach nur akustisch falsch verstanden. Das hätte aber mit Lesen jedes Buchs beziehungsweise Dokuments dazu doch eigentlich auffallen müssen.

Wie ich inzwischen lernen musste, war ich aber hier der Oberdepp, denn BPMN steht in der Tat für "Business Process Model and Notation". Doch, ja, mit BPMN in Version 2.0 wird der Name von "Modeling Notation" auf "Model and Notation" geändert. OK, Version 2 hat noch Beta-Status, aber die ersten Bücher dazu sind schon raus.

Allerdings gibt es auch noch ganz schön viele Stellen, die den alten Namen verwenden, was zumindest die Frage aufwirft, welchen Vorteil eine derartige Umbenennung hat. Immerhin gab es "krassere" Namensänderungen bei der OMG. So wurde aus CM4PM ("Conversion Models for Payment Message Standard”) inzwischen MDMI (“Model Driven Message Interoperability"). Da frage ich mich ja, ob wir hier überhaupt über das gleiche Thema reden.

Und ich frage mich auch, wie ich demnächst den Eindruck verwischen kann, dass ich keine Ahnung habe, wenn ich erkläre, wofür BPMN steht. OK, jetzt kann ich ja mit aller Selbstverständlichkeit so tun, als habe ich das doch schon immer gewusst. Aber manchmal fehlt dazu vielleicht die Zeit. Deshalb übe ich nun jeden Abend eine Aussprache, die die Silbe "ing" beziehungsweise "and" so nuschelt, dass jeder hören kann, was er für richtig hält.

Vielleicht sollten wir es einfach wie bei SOAP machen, das seit Version 1.2 offiziell gar keine Abkürzung mehr ist, da die ursprüngliche Bedeutung "Simple Object Access Protocol" nicht mehr zu halten war (SOAP war weder einfach noch für Objekt-Zugriff; nur das P war angemessen).

Übrigens kristallisiert sich der Buchstabe M immer wieder als idealer Kandidat für unterschiedliche Bedeutungen und Interpretationen heraus. Das ist durchaus ein Vorteil. Wo kämen wir denn hin, wenn jeder, der von BPM (oder GPM) redet, erklären müsste, ob es nun um Management oder Modellierung geht? (Insofern ist der erste Satz dieses Artikels mit Vorsicht zu genießen.)

Der ideale Standard hieße vermutlich also einfach nur "M". Ganz im Sinne von James Bond, wo M ja sogar im Laufe der Zeit das Geschlecht wechselte. Was Marketing so alles möglich macht. ()