Vorerst keine Anzeigen in der Wikipedia

Jimmy Wales versuchte heute, Spekulationen um mögliche Werbung in der Online-Enzyklopädie zu beenden. Trotzdem hält der Wikipedia-Gründer die Idee nicht für grundsätzlich falsch.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Torsten Kleinz

Die freie Online-Enzyklopädie Wikipedia wird vorerst werbefrei bleiben. Wikipedia-Gründer Jimmy Wales stellte heute klar, dass Anzeigen in der Wikipedia derzeit nicht in Frage kämen. Ganz ausschließen will er Werbung aber nicht: Die Community müsse entscheiden, ob sie gegen oder für Werbung in der Wikipedia sei. Wales selbst hatte den Spekulationen Vorschub geleistet, als er in der vergangenen Woche die Wikipedia-Community aufforderte, einen 100-Millionen-Dollar-Wunschzettel zusammenzustellen. Mit dem Geld sollten Rechte für Inhalte bezahlt werden, die der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden könnten. Über die Herkunft des Geldsegens schweigt sich Wales jedoch weiter aus.

Am Wochenende hatte Weblogs-Inc-Gründer Jason McCabe Calacanis in seinem Blog mit dem US-Konzern AOL einen potenziellen Geldgeber ins Gespräch gebracht. Der Unternehmer gab an, er habe mit Wales die Möglichkeit besprochen, über die Platzierung einer einzigen Anzeige auf Wikipedia die Summe von 100 Millionen Dollar einzunehmen und das Geld für wohltätige Zwecke zu verwenden. Wales widersprach heute dieser Darstellung. Zwar habe er Calacanis wahrscheinlich auf einer Wikimedia-Veranstaltung getroffen, er erinnere sich aber nicht an ein Gespräch über 100 Millionen Dollar oder ein Angebot von AOL.

"Meine Einstellung zu Werbung in der Wikipedia ist die selbe wie immer: Die Entscheidung dazu muss aus der Community kommen und nicht von mir." Er persönlich sei gegen Werbung in der freien Online-Enzyklopädie. "Werbung ist nicht grundsätzlich falsch", erklärte Wales, dessen eigenes Startup Wikia auf Werbevermarktung setzt, "aber für die Wikipedia wäre es die falsche Entscheidung." Ein weiteres Argument gegen die Einführung von Werbung zum jetzigen Zeitpunkt sei die mangelnde Organisation: "Die Wikimedia Foundation wäre nicht in der Lage, diesen Vorschlag gut umzusetzen", schreibt Wales.

Für die Zukunft schließt Wales die Möglichkeit nicht ganz aus: "Das Geld könnte genutzt werden, um viel Gutes zu tun. Das steht außer Frage." Die möglichen Einnahmen seien heute bereits enorm und würden ständig weiter steigen. Es gebe aber auch andere interessante Möglichkeiten, Einnahmen für die gemeinnützige Stiftung zu beschaffen. Welche ihm dabei konkret vorschweben, verriet Wales aber weiterhin nicht. (Torsten Kleinz) / (vbr)