Haftstrafe für Pentium-Fälscher
Zwei Jahre nach einer als "Goldfisch-Razzia" bekannt gewordenen Polizeiaktion, bei der kistenweise verfälschte Pentium-Prozessoren beschlagnahmt wurden, fällte das Landgericht München II gestern das erste Urteil.
Zwei Jahre nach einer als "Goldfisch-Razzia" bekannt gewordenen Polizeiaktion, bei der kistenweise verfälschte Pentium-Prozessoren beschlagnahmt wurden, fällte das Landgericht München II gestern das erste Urteil. Der Münchner Restaurantbesitzer und Geschäftsführer der Firma Suntech, Jee Hong Bounketh, wurde als Drahtzieher der Organisation mit vier Jahren und drei Monaten Haft bestraft, sein Komplize Nghia Luong T. erhielt zwei Jahre Haft, die zur Bewährung ausgesetzt wurden, sowie eine Geldstrafe von 20.000 Mark.
Die beiden Angeklagten legten in der vergangenen Woche ein Teilgeständnis ab und wurden schließlich wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 2,3 Millionen Mark und Betrug über 800.000 Mark zur Rechenschaft gezogen. Nach den damaligen Prozessorpreisen wären das allein in den Händen der Haupttäter über 2600 Chips gewesen. Nach dem Geständnis mußte ein für nächste Woche als Zeuge geladener Intel-Mitarbeiter gar nicht mehr aussagen.
Der gesamte Steuerschaden durch die Unternehmen, die im Rahmen der Goldfisch-Aktion ausgehobenen wurden, wird inzwischen auf 270 Millionen Mark geschätzt. Insgesamt wurden 170 Verfahren eingeleitet. Kapriolen schlug im Laufe des Verfahrens die Münchner Tagespresse, die unter anderem von übertakteten Pentium-Prozessoren aus Goldfisch-Quellen in Klinik-Computern berichtete. Auch Herz-Lungen-Maschinen seien davon betroffen gewesen. Aus Kripo-Kreisen verlautete inzwischen, das sei alles falsch. (Nico Ernst) (cp)