RIPE im Zwist mit Spamjäger

Die Anti-Abuse-Arbeitsgruppe bei der IP-Adressverwaltung Réseaux IP Européens hat Richard Cox, einem ihrer Leiter, den Stuhl vor die Tür gesetzt. Er hatte dem RIPE in seiner Funktion als Spamhaus-Vorstand eine zu laxe Politik gegen Netzmissbrauch vorgeworfen.

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Von
  • Monika Ermert

Die Arbeitsgruppe gegen Netzmissbrauch bei der IP-Adressverwaltung Réseaux IP Européens (RIPE) hat sich ihres Co-Chairs, Richard Cox, entledigt. Nach kurzer Debatte jagten die Anti-Abuse-Spezialisten den IT-Vorstand (CIO) des Blacklist-Providers Spamhaus praktisch aus dem Amt, das er mehrere Jahre lang innehatte. Cox hatte dem RIPE zuvor im Spamhaus-Blog vorgeworfen, es öffne durch Schwächen in seiner Arbeitsweise dem internationalen organisierten Verbrechen Tür und Tor. Dabei ging er so weit, die Art und Weise der Selbstverwaltung komplett in Frage zu stellen.

Mit einer scharfen Reaktion der RIPE-Gemeinde musste Cox rechnen. Der Spamjäger und Experte für Internetbetrug nahm nicht am 61. Treffen des RIPE teil. Er sei wegen einer Erkrankung verhindert, teilte Spamhaus auf Anfrage von heise online mit. Auch der Aufforderung seines Co-Chairs Brian Nisbet, Stellung zur Kritik an den von vielen RIPE-Mitgliedern als rufschädigend empfundenen Äußerungen zu beziehen, war Cox nicht nachgekommen.

Die Abwahl durch die versammelten Mitglieder – ein in der Geschichte des RIPE beispielloser, doch im Anschluss von vielen begrüßter Vorgang – gehe völlig in Ordnung, erklärte RIPE-Vorsitzender Rob Blokzijl. Im Rahmen der Abwahl wurde auch die Frage laut, inwieweit die Anti-Abuse-Arbeitsgruppe sich insgesamt zu weit von der Mehrheit der Netzverwalter entfernt habe. Immer wieder hatte es Kritik von Netzadministratoren im RIPE gegeben, dass die Vorschläge der Arbeitsgruppe übers Ziel hinausschössen.

Michele Neylon vom irischen ICANN-Registrar Blacknight riet den RIPE-Mitgliedern, sich in die Debatten rund um schärfere Monitoring-Regeln für Netzbetreiber und auch DNS-Registrare einzumischen, die die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) auf Initiative von Regierungen und Strafverfolgern vorantreibt. Insbesondere zum Thema Medikamentenverkauf übers Internet gebe es aktuell erheblichen Druck zu mehr Kontrolle durch die Registrare in den USA.

Immer härtere Verpflichtungen gegenüber denen, die ohnehin schon verantwortungsvoll handeln, trügen letztlich nichts dazu bei, die schwarzen Schafe an die Kette zu legen, erläuterte Gert Döring, Leiter der Arbeitsgruppe Adresspolitik. Döring meinte aber auch, die Anti-Abuse-Arbeitsgruppe sei unverzichtbar für RIPE. Zum einen sei es gut, die Administratoren über jeweils neue Betrugsphänomene zu zu informieren. Vor allem aber sei es wichtig, dass beide Gruppen wüssten, was der jeweils anderen "weh tut". (un)