Israel: Facebook-Profile als Glaubensbelege

Das israelische Militär durchforstet soziale Netzwerke wie Facebook, um zu überprüfen, ob Frauen, die den Dienst in den Streitkräften aus religiösen Gründen verweigern, tatsächlich einen entsprechenden Lebenswandel pflegen.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

In Israel herrscht Wehrpflicht – auch für Frauen. Ausgenommen vom zweijährigen Dienst in den Streitkräften sind etwa schwangere und verheiratete Frauen, sowie Frauen, die religiöse Gründe gegen eine Einberufung geltend machen. Dazu müssen sie gegenüber den Israel Defense Forces (IDF) schriftlich erklären, dass sie einen religiösen Lebenswandel pflegen, am Sabbat nicht reisen und keine unkoscheren Lebensmittel zu sich nehmen. Nach Abgabe einer solchen Erklärung hat das Militär 60 Tage Zeit, die Angaben der betreffenden Person zu überprüfen.

Und das israelische Militär prüft sehr genau: Wie die Jerusalem Post am Dienstag berichtet, durchforsten IDF-Mitarbeiter inzwischen standardmäßig Facebook-Accounts nach Indizien, die belegen könnten, dass Frauen den Wehrdienst womöglich nicht aus religiösen Gründen verweigern. Das Foto von einem Essen mit Freunden in einem nicht-koscheren Restaurant, der Urlaubs-Schnappschuss in freizügiger Kleidung – und schon wird es schwer für die Frau, ihre Dienstverweigerung zu rechtfertigen. Insgesamt 1000 Fälle will das Militär auf diese Weise schon aufgeklärt haben.

Dabei setzen die IDF auch auf Offensive: Um zu überprüfen, ob sich eine Frau mit angeblich religiösem Lebenswandel an die engen Regeln des Sabbat hält, der von Sonnenuntergang am Freitag bis zum Eintritt der Dunkelheit am Samstag dauert, werden über Facebook gerne Einladungen zu Partys verschickt, die am Freitagabend stattfinden. Wer hingeht, hat ein Problem. Einem IDF-Brigadegeneral zufolge geben 35 Prozent der wehrpflichtigen Frauen in Israel inzwischen religiöse Gründe an, um nicht in den Streitkräften dienen zu müssen – Tendenz steigend. (pmz)