Studie: Mittelstand in der Refinanzierungsfalle

Experten schlagen Alarm: Viele Unternehmen, die sich vor Beginn der Wirtschaftskrise Kapital aus Mezzanine-Programmen geholt haben, können diese Kredite nicht zurückzahlen. Ein Großteil dieser Kredite wird 2011 fällig, als Alternative bleibt nur die Anschlussfinanzierung – und die wird teuer.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Fälligkeiten laufender Mezzanine-Kredite

(Bild: EBS Business School/IKB)

Wie eine Studie von der EBS Business School und der IKB Deutsche Industriebank aufzeigt, haben Unternehmen und Wirtschaftsexperten das Ausmaß der aktuellen Refinanzierungsprobleme von Unternehmen unterschätzt. In der Studie wurden 208 Unternehmen unter die Lupe genommen, die sich vor Beginn der Finanzkrise Kapital aus den Mezzanine-Programmen von Banken und anderen Kapitalgebern geholt hatten. Da viele dieser Programme 2011 auslaufen, müssten diese Unternehmen das Mezzanine-Kapital zu diesem Zeitpunkt eigentlich zurückzahlen.

Wie die bislang umfassendste Studie zu diesem Thema zeigt, können 60 Prozent der Unternehmen das Geld aber nicht aufbringen und benötigen daher eine Anschlussfinanzierung. Vier Fünftel stufen das Thema dabei als "bedeutend" oder "sehr bedeutend" ein. Das bedeutet: Klappt es mit der Anschlussfinanzierung nicht, hat das Unternehmen ein existenzielles Problem. Kein Wunder also, dass sich ein Großteil der Betroffenen wünscht, dass die Refinanzierung der Programm-Mezzanine staatlich unterstützt werden sollte.

Bei den restlichen 40 Prozent der befragten Unternehmen sieht es hingegen hervorragend aus: Bei ihnen hat das Geld gerade in der Krisenzeit positiv und unterstützend gewirkt, und sie haben heute keinerlei Probleme mit ihrer Refinanzierung. Drei Viertel dieser Firmen werden die Refinanzierung nach eigenen Angaben aus dem laufenden Cash-Flow bezahlen können, ein Teil nimmt unterstützend Gesellschaftereinlagen und -darlehen hinzu.

Kriterien für die Anschlussfinanzierung

(Bild: EBS Business School/IKB)

Einige Unternehmen müssen zusätzlich Bankkredite für die Refinanzierung einsetzen. Hierbei ist der Betrag, der noch finanziert werden muss, aber meistens deutlich geringer, als das aufgenommene Mezzanine-Kapital. Entsprechend "sorglos" zeigen sich die Unternehmer: Nur die Hälfte hat sich überhaupt schon mit Fragen der Anschlussfinanzierung beschäftigt. Zwei Drittel gehen einfach davon aus, dass sie sicher eine Anschlussfinanzierung erhalten werden, die ihren Vorstellungen entspricht. Wichtigste denkbare Refinanzierungsform ist der Bankkredit (63 %). Mindestens jeweils 20 Prozent der Unternehmen erwägen aber auch den Einsatz von Individual-Mezzanine, Beteiligungskapital und Nachrangdarlehen. Sorgen machen sie sich jedenfalls nicht: Von den 208 befragten Unternehmen gehen 70 Prozent von einer weiteren Verbesserung ihrer Geschäftslage aus.

Das Fazit der Studie: Viele Mittelständler wollen die ihnen drohende Refinanzierungsfalle nach Auslauf der Mezzanine-Programme nicht wahrhaben. Denn was die meisten der Firmeninhaber nicht bedenken ist die Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe. Hier ist zu befürchten, dass einigen der Firmen noch ein böses Erwachen bevorsteht – zumal sich die meisten noch gar nicht ernsthaft mit dem Thema Anschlussfinanzierung beschäftigt haben. Etwa 534 Firmen sind nach aktuellen Schätzungen von der Thematik betroffen, sie werden ab 2011 rund 3,1 Milliarden Euro an Mezzanine-Kapital zurückzahlen müssen. (map)