SCO vs. Linux: Novell präsentiert weitere Beweise

Novell besteht darauf, keineswegs das Copyright für Unix an die ehemalige SCO verkauft zu haben. Damit würde die Grundlage für Klagen der heutigen SCO Group und für die Antidot-Lizenzen für Linux-Nutzer weitgehend entfallen.

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Von
  • Detlef Borchers

Die SCO Group sieht sich als Inhaberin aller Rechte an Unix System V. Aus diesem Grunde hat SCO die Firma Novell wegen Verleumdung verklagt, weil Novell fortlaufend behauptet, die Copyright-Rechte an Unix System V nicht veräußert zu haben, als Novell die Unix-Distributionsrechte an die damalige Santa Cruz Operation verkaufte. Als Beweis für die komplette Übertragung aller Rechte und damit als Grundpfeiler ihrer Klage führte die SCO Group Zusätze (APA, Asset Purchase Agreement) zum Kaufvertrag an. Diese Zusätze sind nach Auffassung von Novell irreführend interpretiert worden.

In einem am 8. November eingereichten Antrag an das Gericht, das Verfahren einzustellen, hat Novell Dokumente nachgereicht, die die Behauptungen der SCO Group in Frage stellen. Bei den Dokumenten handelt es sich um Protokolle aus dem Aufsichtsrat, der einen Tag vor der Unterzeichnung der APAs mit SCO zusammengetreten war. In diesen nicht öffentlich gemachten Protokollen soll der Aufsichtsrat eindeutig festgestellt haben, dass Novell alle Copyrights an Unix behält. Dementsprechend habe SCO nur Verwertungsrechte erworben, womit die Verleumdungsklage gegenstandslos sei, schreiben Novells Rechtsanwälte in dem Antrag an Richter Kimball, das Verfahren einzustellen.

Damit ist der Spielball zum Richter gewandert: Akzeptiert er die internen Protokolle von Novell, die zum so genannten "Corporate Kit", der internen Dokumentation einer Firma, gehören, kann er das Verfahren beenden. Auch der Prozess von SCO gegen den Autozubehör-Anbieter Autozone wäre damit am Ende, weil der Einsatz von Unix-Bibliotheken bei Autozone mit dem Copyright von der SCO Group als Begründung geführt wurde. Kann SCO keine Eigentumsrechte an Unix System V über das Copyright geltend machen, ist schließlich der Rechtsstreit mit Red Hat betroffen. Im größten von der SCO Group geführten Prozess mit IBM würde allein der Vorwurf übrig bleiben, dass IBM in der Zusammenarbeit mit SCO am Projekt Monterey unberechtigt Code in die Weiterentwicklung von AIX (oder Dynix) übernommen haben soll. Last but not least wären die von SCO angebotenen Antidot-Lizenzen für Firmen, die Linux einsetzen, völlig wertlos.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)