Eine globale Umweltbewegung im Internet
Eine Initiative in GroĂźbritannien will bis zur Jahrtausendwende eine globale Umweltschutzbewegung im Internet organisieren.
Eine Initiative in Großbritannien will bis zur Jahrtausendwende eine globale Umweltschutzbewegung im Internet organisieren. The Millennium Debate strebt den Aufbau einer internationalen Umweltgruppe in Form eines "virtuellen Landes" im Internet an. Hier sollen viele Millionen Menschen über Umweltprobleme und ihre Lösungen miteinander diskutieren, Informationen und Aufklärung finden, neue Techniken verbreiten oder entwickeln, umweltpolitisch korrekte Güter und Techniken anbieten und kaufen können - und gemeinsam so machtvoll werden, um multinationale Unternehmen und Regierungen unter Druck zu setzen.
Die virtuelle Umweltgruppe ist das Projekt einer bunten und gar nicht puritanischen Gruppe von englischen Umweltschutzveteranen und Angehörigen der technokulturellen Elite. Sie wurde beispielsweise von Ray Foulk, der in den sechziger Jahren die Popfestivals auf der Isle of Wight mit organisiert hatte, vom Schauspieler, Dichter und Erfinder Heathcote Williams oder von Bob Cotton gegründet, dem "creative director" der Multimedia-Firma AMX Studios, zu deren Kunden etwa Oasis oder Pulp gehören. Cotton will zeigen, wie eine "virtuelle Utopie im Internet" realisiert werden kann - und für ihn ist klar, daß man viele Menschen nicht nur durch Aufklärung und vor allem nicht durch Aufrufe zur Askese gewinnen kann, sondern nur dann, wenn das Projekt "sexy, hip and cool" ist und an die jungen Menschen herankommt.
Die "Key Debate" wird vom 1. Januar 2000 wahrscheinlich an einem symbolischen Ort wie dem Millennium Dome in Greenwich beginnen und dann, auch im Web, die Allgemeinheit erreichen sowie die Medien, die Ausbildungsinstitutionen, die Industrie, die Wirtschaft und die Politik einbeziehen: "Die Unterhaltungsindustrie wird eine große Rolle dabei spielen, die Teilnahme und Zelebration zu fördern." Schon 1999 aber will man mit Diskussionen in Schulen, Universitäten, Firmen und Medien beginnen, zusammen mit der Regierung, den Universitäten und der Wirtschaft Forschungen betreiben und finanziell unterstützen. Wichtig sei auch die Einbeziehung der Prominenz, weswegen man die Unterstützung von einflußreichen Personen, Firmen und Institutionen suche. Vor allem setzt man auf professionelle Berater, die bei der Vermarktung des Projekts die entscheidende Rolle spielen müssen.
Parallel zur "Key Debate" soll es eine globale Meinungsumfrage im Internet geben. Zum ersten Mal werde das WWW benutzt, um einer internationalen öffentlichen Meinung über ein globales Thema zum Ausdruck zu verhelfen. Aber auf der Basis von globalen Umfragen mit Millionen von Menschen könnte "The Millenium Debate" auch zu einer mächtigen NGO werden. Cotton denkt daran, daß sich Unternehmen boykottieren ließen, die auf einer schwarzen Liste stehen, daß man einen Online-Markt zum Vertrieb umweltfreundlicher Waren gründen und mit Online-Datenbanken für umweltfreundliche Techniken die Durchsetzung grüner Technologie fördern könne. Eine globale virtuelle Gemeinschaft würde überdies Menschen virtuelle Nachbarn schenken, die ihr Engagement stärken, wenn sie in ihrer Umgebung isoliert sind und die Hoffnung verlieren.
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