Eolas fordert von Microsoft Patentlizenzierung statt Änderungen am Browser

Die Firma, die ein Patent auf das Einbetten von Plug-ins oder Applets in Webseiten hält, kritisiert Microsoft für die Änderungen, die der Konzern mit dem nächsten Sicherheitsupdate am Internet Explorer vornehmen will.

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Von
  • Jürgen Kuri

Im Patentstreit mit Microsoft zeigt sich Eolas enttäuscht: Die Firma, die ein Patent auf das Einbetten von Plug-ins oder Applets in Webseiten hält, kritisiert Microsoft für die Änderungen, die der Konzern mit dem nächsten Sicherheitsupdate am Internet Explorer vornehmen will. Dieser Patch, der den Webbrowser verändere auf Kosten eines nahtlosen Umgangs der User mit ActiveX-Controls, sei eine Enttäuschung und eine Schande, meinte Mark Swords von Eolas in einem Interview mit dem US-Magazin eWeek.

Die Firma Eolas wurde 1994 von Michael Doyle gegründet, damals Professor an der University of California. Die Firma, deren Name nach eigener Aussage für "Embedded Objects Linked Across Systems" und ebenso für das gälische Wort für "Wissen" steht, hält das US-Patent 5,838,906, das das Einbetten von Plug-ins oder Applets in Webseiten unter anderem für interaktive Programme beschreibt. In dem 1999 entfachten juristischen Streit mit Microsoft über dieses Patent hatte der Konzern zuletzt Ende Oktober 2005 eine Schlappe erlitten. Im August 2003 war Microsoft bereits wegen Verletzung des Eolas-Patents zu einer Schadensersatzzahlung von 521 Millionen Dollar verurteilt worden.

Nach Meinung von Eolas sind nach einigem juristischen Hin und Her jetzt alle Fragen über die verursachten Schäden und die Verwendung des Patents geklärt. Nun gehe es in dem Verfahren nur noch um die Gültigkeit des Patents. Und da scheint Eolas ebenfalls gute Karten zu haben: Microsofts Versuch, das Patent beim US-Patentamt anzufechten, ist Ende September gescheitert: Die US-Behörde sah nicht genügend Hinweise auf Prior Art, also auf den Einsatz der in der Patentschrift beschriebenen Technik schon vor Beantragung des Patents am 17. Oktober 1994. Microsoft hatte daraufhin Änderungen am Internet Explorer angekündigt, die dazu führen, dass ActiveX-Controls (etwa zum Abspielen von Mediadateien) zwar automatisch ablaufen können, für eine User-Interaktion (beispielsweise Vor- und Zurückspulen in Mediendateien) aber erst aktiviert werden müssen – dazu reicht allerdings bereits ein Mausklick auf das entsprechende Control. Die Korrekturen sollen mit dem Sicherheitspatch vom 11. April eingeführt werden, wobei es für bestimmte IT-Umgebungen auch die Möglichkeit geben wird, diese Änderungen hinauszuzögern.

Swords von Eolas rief Microsoft nun wenig überraschend dazu auf, eine Lizenz für das Eolas-Patent zu erwerben, statt die Bedienung des Webbrowsers zu verschlechtern. Man sei auch im weiterlaufenden Rechtsstreit zu Verhandlungen und einer Einigung mit Microsoft bereit, die dem Konzern die Lizenzierung von Eolas-Technik ermögliche. In Redmond denke man wohl, die angekündigten Änderungen am Internet Explorer würden Microsoft in dem Prozess mit Eolas helfen. Er könne beim gegenwärtigen Stand des Rechsstreits keinen Kommentar dazu abgeben, erklärte Swords gegenüber eWeek; bislang gebe es aber noch keinen Gerichtsentscheid, der Microsoft zu Änderungen am Explorer zwinge. Lediglich der Patentverletztung sei Microsoft bislang schuldig gesprochen worden.

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