Nokia Messaging mit Spionageschnittstelle für indische Behörden

Nokia hat in Indien Server installiert, die den dortigen Regierungseinrichtungen das Abhören von Nokia Messaging ermöglichen, einem Dienst, der alle E-Mail-Konten eines Nutzers auf neue E-Mails überprüft und sie auf dessen Handy überträgt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 114 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von

Nokia hat in Indien Server installiert, die den dortigen Regierungseinrichtungen das Abhören des Dienstes Nokia Messaging ermöglichen. Dies berichten indische Medien. Nokia Messaging ist ein Dienst, mit dem Nokia alle E-Mail-Konten eines Nutzers laufend auf neue E-Mails überprüft und sie auf das Handy des Kunden überspielt. Der Chef von Nokia India, D Shivakumar, hat am Donnerstag dem indischen Innenminister Gopal Krishna Pillai die Erfüllung der Forderungen der indischen Sicherheitsbehörden gemeldet: "Es macht mir immense Freude, Sie zu informieren, dass wir (die Server) installiert haben", zitiert The Economic Times.

Der Nokia-Manager betont, bei der Einrichtung des Dienstes alle Vorschläge der Behörden umgesetzt haben. Nokia Indien betreibe nun Authentication Server, E-Mail Enterprise Server und Configuration Database Server vor Ort. Damit sei sichergestellt, dass die Authentifizierung in Indien erfolgt und die Übertragungen mitgeschnitten werden können. So lassen sich Passwörter, Kommunikationsinhalte sowie Rufnummern und IMEI der genutzten Endgeräte in Echtzeit mitlesen. Mit diesen Informationen kann dann über das Mobilfunknetz auch der Aufenthaltsort des Handys ermittelt werden.

In einer Mitteilung vom Freitag versucht Nokia, die Nutzer zu beruhigen. Die Privatsphäre der Kunden werde geschützt. "Wir erfüllen alle lokalen Gesetze und Vorschriften der Regierungsbehörden", sagt Nokia. Sehr ähnlich hatte sich der Blackberry-Hersteller Research in Motion (RIM) vor zwei Jahren geäußert, als die indische Regierung Zugriff auf Blackberry-Kommunikation verlangte.

Inzwischen können die indischen Sicherheitsdienste neben Telefonaten und SMS auch E-Mails abfangen, die über Blackberrys geschickt werden. Lediglich der stark verschlüsselte Datenverkehr, der über Blackberry Enterprise Server läuft, die in den (meist größeren) Unternehmen stehen, ist noch vor Zugriffen von außen geschützt. Das kanadische Unternehmen verweist darauf, weder eine Backdoor noch Master-Schlüssel installiert zu haben. Die Überwachung müsse beim Server des jeweiligen Kunden erfolgen. Die indischen Mobilfunk-Anbieter haben ihre Blackberry-Server längst geöffnet.

Von Wirtschaftsspionage oder der Überwachung von Bürgern unerwünschter politischer oder religiöser Auffassung ist in den englischsprachigen indischen Medienberichten keine Rede. Es wird lediglich über die Besorgnis der Regierung berichtet, Terroristen könnten elektronisch kommunizieren und Attentate vorbereiten. (odi)