Blyk plant werbefinanzierten Mobilfunk
Das Startup-Unternehmen wurde vom Ex-Nokia-Präsidenten Pekka Ala-Pietilä mitgegründet.
Ab Mitte 2007 sollen junge Briten gratis mobiltelefonieren dürfen. Bezahlen sollen sie mit dem Erdulden "relevanter" Werbung. Dies ist das Konzept von Blyk, einer vom ehemaligen Nokia-Präsidenten Pekka Ala-Pietilä und seinem Studienkollegen und Werbefachmann Antti Öhrling gegründeten Firma. Blyk möchte sich als Untermieter (MVNO) in Mobilfunknetzen zunächst in Großbritannien, später in anderen europäischen Ländern einmieten. In den USA hausiert Xero mit einem ähnlichen Konzept.
Nach kommerziellen Fehlschlägen mit werbefinanzierten Internetzugängen, Festnetztelefonaten, Web-SMS oder Weckrufen gibt es nun Anläufe im Mobilfunkbereich. Mit einigen hundert Millionen Euro Risikokapital ausgestattet möchte Blyk vor allem 16- bis 24jährige als mobile Reklameempfänger rekrutieren. Vorangehende Datensammlung über Vorlieben und Vermögen soll Streuungsverluste minimieren. Diese Daten werden den werbenden Unternehmen nur anonymisiert offen gelegt. Wie viele Telefonminuten und Kurznachrichten pro Monat gratis sein werden, ist ebenso noch geheim, wie Menge und Format der zugeteilten Werbebotschaften.
In den USA möchte Xero Mobile mit werbefinanzierter Mobiltelefonie auf den Markt treten. Xeros Initiatoren haben bei Gizmondo Erfahrung darin gesammelt, wie die Rechnung nicht aufgeht. Bereits damals hatte es die Manager-Clique auch mit Werbeeinnahmen probiert. Die Tochterfirma Smart Adds bestückte die Spiele-Handhelds mit Reklame und verkaufte solche Geräte zu niedrigeren Preisen. Nachdem Ex-Gizmondo-CEO Carl Freer seine Xero-Aktien verkauft hat, soll das Unternehmen nun durch die frisch gebackene Firma AdMoComm übernommen werden. Deren Domain admocomm.com gehört David Warnock. Dieser war ein wesentlicher Teilhaber von Gizmondo (Tiger Telematics), hatte dem Unternehmen einen Millionenkredit gewährt und anstatt einer Rückzahlung die Tochterfirma Smart Adds samt Patenten und Markenrechten erhalten.
Bereits seit Ende Mai im Einsatz ist bei Virgin Mobile ein System namens Sugar Mama. Teilnehmer, die etwa eine Minute ihrer Lebenszeit für Werbung oder Meinungsumfragen opfern, bekommen eine Minute mobiler Gesprächszeit gutgeschrieben. Maximal 75 Minuten können so pro Monat "erworben" werden. Die Reklame kann in Kurznachrichten ebenso enthalten sein, wie in Werbespots, die auf das Handy gestreamt werden. Um die Aufmerksamkeit der Rezipienten sicherzustellen, müssen am Ende jeder Botschaft Fragen beantworten werden. (Daniel AJ Sokolov) / (jo)