Valve veröffentlicht Half-Life 2 (Update)

Valve Software hat das lang erwartete PC-Spiel veröffentlicht. Der Ego-Shooter versetzt den Spieler in ein futuristisches Orwell-Szenario und beeindruckt durch seine filmreife Atmosphäre.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 965 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.

Der Startschuss fiel heute Morgen um 9 Uhr, als Half-Life 2 über den Online-Dienst Steam weltweit zur gleichen Zeit freigeschaltet wurde. Zuvor konnte man sich die etwa 3,5 GByte Spieldateien von den Servern von Valve herunterladen. Wer die Verkaufsversion bereits vor dem heutigen Termin erworben hatte, musste ebenfalls auf die offizielle Online-Aktivierung warten. Valve begründet dieses Vorgehen mit Sicherheitsmaßnahmen gegen "Raubkopierer" -- mit Erfolg: zumindest geisterten vor dem Verkaufsstart in den einschlägigen Tauschbörsen keinerlei Kopien des Spiels umher.

Die maskierte Militärpolizei hat die Stadt abgeriegelt und schubst die Bewohner mit Elektroschockern umher. [Klicken für vergrößerte Ansicht]

Bei einem kurzen Test in der Redaktion verlief die Aktivierung reibungslos und dauerte nur wenige Minuten. Bisherige Tests lobten Half-Life- 2 in den höchsten Tönen. Allerdings konnte das Spiel vor der Veröffentlichung nur bei Valve Software begutachtet werden -- Testkopien wurden nicht verschickt, weshalb die überschwenglichen Wertungen mit Skepsis zu betrachten waren.

Die ist nach gut zwei Stunden Spielzeit jedoch weggewischt. Half-Life 2 beeindruckt mit einer filmreifen Atmosphäre und entführt den Spieler in ein futuristisches Orwell-Szenario. In Anlehnung an das bekannte Hörspiel Krieg der Welten haben Außerirdische die Welt überfallen und kontrollieren die Städte mit riesigen spinnenartigen Kampfrobotern. Eine maskierte Militärpolizei hat die Stadt abgeriegelt, durchsucht die Häuser und überwacht die eingeschüchterten Bewohner.

Die Lupe vergrößert die Hände des Wissenschaftlers. [Klicken für vergrößerte Ansicht]

Der Spieler trifft alte Bekannte aus dem ersten Teil, die eine Untergrund-Organisation gegründet haben und soll sich dem Widerstand anschließen. Zuvor wird er die ersten Stunden des Spiels jedoch gnadenlos von der Militärpolizei quer durch die Stadt gejagt.

Grafisch imponiert Half-Life 2 mit sehr detaillierten Texturen, flüssigen Animationen und einer glaubwürdigen Mimik der computergesteuerten Charaktere. Deren Stimmen wurden in der deutschen Fassung erstklassig synchronisiert. Die aufwendige Havok-Physik-Engine haucht der virtuellen Welt zusätzliches Leben ein. Auf der Flucht muss der Spieler nicht nur um sich schießen, sondern mit der Hilfe von normalen Gegenständen knifflige Rätsel lösen, indem er beispielsweise eine Wippe mit Ziegelsteinen austariert oder von der Decke hängende Alien-Sauger mit explosiven Fässern bewirft. Später lockt ein Gravitations-Gewehr für ausgiebige Physik-Spielereien.

Die Computergegner treten zwar zunächst durch feste Skripte gesteuert auf den Plan, reagieren dann jedoch von einer künstlichen Intelligenz gesteuert frei auf die Aktionen des Spielers. Der ausgewogene Schwierigkeitsgrad und der abwechslungsreiche Rhythmus zwischen Kampfszenen, Ruhepausen und Knobeleinlagen sorgten zumindest in der Anfangsphase für ein packendes Spielerlebnis.

Allerdings stürzte das Spiel auf unserem Testrechner in den ersten Stunden zweimal wegen Speicherproblemen ab. Dies wird in weiteren Tests ausführlich untersucht. Gemessen an der Grafikpracht bleiben die Hardware-Anforderungen im Rahmen. So lief das Spiel auf einer älteren Grafikkarte mit Geforce-4-Ti-4200-Chip, Athlon XP 3200+ und einem Gigabyte RAM bei einer Auflösung von 800 × 600 Bildpunkten und mittleren Details selbst bei größeren Außenarealen flüssig mit etwa 30 Bildern pro Sekunde. Die volle Grafikpracht kommt aber erst auf schnelleren Grafikkarten mit Unterstützung für DirectX 9 zum Vorschein, wie etwa der Radeon 9700 oder Geforce 5900.

Mit einer Geforce 6800 GT lief das System bei vollen Details und einer Auflösung von 1280 × 1024 Bildpunkten flüssig bei einer Bildwiederholungsrate von durchschnittlich 50 bis 60 FPS und brach nur selten auf knapp unter 30 FPS ein. Im bisherigen Source-Grafikkarten-Test erzielte das System etwa doppelt so hohe Werte. Allerdings ist die Geschwindigkeit mehr von der CPU-Leistung als von der Grafikkarte abhängig. So bricht die Framerate um etwa 30 Prozent ein, wenn statt eines Athlon XP 3200+ ein Athlon XP2000+ im Rechner steckt. Negativ fielen uns die relativ langen Ladezeiten der Level auf, die bei einem geringeren RAM-Ausbau noch deutlich länger ausfallen dürften.

Optional liefert Valve Software auch den ersten Teil des Spiels in der aufpolierten Source-Engine aus. Half-Life: Source konnte jedoch über Steam nicht vorab geladen werden, sodass derzeit die Steam-Server noch überlastet sind und der Download mehrere Stunden dauern würde.

Update: Nach der erstmaligen Freischaltung lässt sich Half-life 2 auch ohne Internet-Verbindung spielen, wenn sich der Steam-Client im Offline-Modus befindet. Eine ständige Internet-Verbindung ist zum Spielen also nicht nötig. (hag)