PISA-Studie: "Kapitaler Programmierfehler"

Der Physiker Joachim Wuttke bezeichnet die PISA-Studie 2003 zu Stärken und Schwächen der Bildungssysteme in den OECD-Mitgliedsstaaten aufgrund von Fehlern und Verzerrungen als praktisch wertlos.

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Von
  • Florian Rötzer

Die Ergebnisse der PISA-Studie zu Stärken und Schwächen der Bildungssysteme in den OECD-Mitgliedsstaaten haben in Deutschland für großes Aufsehen gesorgt. 2003 hatte sich ergeben, dass die deutschen Schüler im Ranking schlecht abschnitten. Die 15-jährigen deutschen Jugendlichen lagen in den drei Bereichen Lesekompetenz, Mathematik und Naturwissenschaften nur im hinteren Mittelfeld, Schüler mit Migrationshintergrund waren in Deutschland besonders schlecht.

Die Studien standen auch schnell in der Kritik, beispielsweise was die Vergleichbarkeit zwischen den Ländern, die Stichprobenauswahl oder die statistische Auswertung betrifft. Gegenüber der Berliner Zeitung spricht der Physiker Joachim Wuttke nun von einem "spektakulären Scheitern" der PISA-Studien. Für das gerade erschienene Buch "Pisa & Co – Kritik eines Programms", zu dem er den Beitrag "Fehler, Verzerrungen, Unsicherheiten in der PISA-Auswertung" schrieb, hatte er sich die Daten und den technischen Bericht, die erst letztes Jahr veröffentlicht wurden, genauer angeschaut.

Die PISA-Studie, meint Wuttke, beruhe nicht auf einer repräsentativen Stichprobe. Verzerrend sei die Auswahl des Jahrgangs, weil im Unterschied zu Deutschland in manchen Ländern viele 15-Jährige bereits die Schule verlassen haben. Wenn man beispielsweise die Kurztests für Sonderschüler, die nur in sieben Ländern durchgeführt wurden, ausgelassen hätte, wären die deutschen Schüler in der Lesekompetenz schon vom 18. auf den 12. Platz aufgestiegen.

Vor allem aber seien die Daten falsch ausgewertet worden. Wuttke spricht zudem von "gravierenden, irreführenden Dokumentationsmängeln", die es schwer machten, die Datenauswertungen zu untersuchen. Hier habe es einen "kapitalen Programmierfehler" gegeben, wodurch "die Skalen, auf denen die Schülerfähigkeiten und die Aufgabenschwierigkeiten mitgeteilt werden, um ungefähr zehn Prozent auseinander klaffen". Auch die Aufgabenschwierigkeiten seien nicht richtig eingeschätzt worden. Nicht berücksichtigt worden sei beispielsweise die Vertrautheit mit den Testmethoden. Die ermittelten Schülerkompetenzen seien deswegen praktisch wertlos. (fr)