RoboCup: Sieg für Tribots aus Osnabrück

Die RoboCup Dutch Open -- quasi die ausgelagerten German Open -- waren der letzte wichtige Test vor der Weltmeisterschaft im Juni.

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Von
  • Hans-Arthur Marsiske

"Der Ball ist rund, das Spiel hat zwei Halbzeiten und am Ende gewinnen immer die Tribots", hat einmal jemand im Heise-Forum geschrieben -- und vorerst Recht behalten: Bei den RoboCup Dutch Open in Eindhoven haben die Brainstormers Tribots von der Universität Osnabrück das Finale in der Middle Size League souverän mit 4:1 gegen das Team Minho aus Portugal gewonnen.

Die Dutch Open ersetzen in diesem Jahr die German Open, da die deutsche RoboCup-Gemeinde mit der Organisation der Weltmeisterschaft vom 14. bis 20. Juni in Bremen bereits ausgelastet ist. Insofern wird dieses Turnier einmalig bleiben, diente den Organisatoren aber als Starthilfe für "Robo Ludens", eine Robotik-Veranstaltung, die nach Aussage von Cheforganisator Bart Dirkx von Philips zukünftig alljährlich stattfinden wird. "Eindhoven will sich damit als Zentrum für Technologie und Robotik profilieren", so Dirkx.

Die entspannte Atmosphäre in der großen Halle im Beursgebouw während des dreitägigen Turniers erinnerte eher an ein Trainingslager. Die Teilnehmerzahl war geringer als bei den German Open, was auch daran lag, dass zeitgleich in Teheran die Iranian Open stattfanden und die sonst bei den German Open teilnehmenden iranischen Teams zu Hause blieben. Am besten besetzt war die Middle Size League mit 12 Teams.

Hier hatten die Tribots von vornherein die Favoritenrolle, zeigten die schönsten Spielzüge, kontrollierten den Ball am sichersten. Elegant fuhren die Roboter mit hohem Tempo auf die Aus-Linie zu, um sich im letzten Moment noch zu drehen und für den Schuss nach innen auszurichten. Kein anderes Team konnte so gut dribbeln. Auch Querpässe beherrschten die Tribots und bereiteten so mehrere Tore vor.

Kooperation ist ein aktuelles Thema beim RoboCup, auch in der Aibo-Liga. Die Programmierer haben es mittlerweile geschafft, auch den Vierbeinern von Sony ein besseres Zusammenspiel beizubringen. Doch leider wird diese Liga nach der Einstellung der Aibo-Produktion vermutlich nicht mehr lange genug existieren, um noch bedeutende Fortschritte präsentieren zu können. Die Diskussion über die Zukunft dieser Liga wird bei der WM in Bremen intensiv geführt werden. Dort gibt es gewiss auch eine weitere Demonstration dessen, was mit den Hunderobotern noch möglich wäre: Ein Spiel elf gegen elf auf dem großen Spielfeld der Middle Size League. Eine erste Demo fand heute morgen bei den Dutch Open statt. Eine Weltpremiere, mit der sich Hans-Dieter Burkhard, Vizepräsident der International RoboCup Federation, sehr zufrieden zeigte. "Wir haben gesehen, dass es funktioniert", sagte Burkhard. Dabei hatte man die Roboter aus verschiedenen Teams zusammengewürfelt, ohne an der Software außer den Daten für die Spielfeldgröße etwas zu verändern.

Für ein verfnünftiges Spiel auf dem großen Feld müsste allerdings das Pass-Spiel weiter ausgebaut werden. Dazu gab es einen speziellen Wettbewerb: Drei auf dem Feld platzierte Aibos sollten sich den Ball so oft wie möglich zuspielen -- allerdings mit noch sehr magerer Ausbeute. Bei der WM wird es aber eine Wiederholung geben.

Das Endspiel in der Aibo-Liga fand zwischen den Microsoft Hellhounds und dem Aibo Team Humboldt statt. Obwohl die Hellhounds von der Universität Dortmund in der Vorrunde nur mäßig abgeschnitten hatten, zeigten sie sich jetzt von Anfang an deutlich überlegen, waren einen Tick schneller und kontrollierten den Ball besser. Das Ergebnis von 4:0 war absolut verdient und wäre angesichts mehrerer Schüsse an den Pfosten beinahe noch höher ausgefallen.

In der Small Size League gewann 5DPO aus Portugal ebenfalls verdient mit 2:0 gegen B-Smart von der Universität Bremen. Die Bremer waren allerdings mit ihren alten Robotern angetreten. Bei der WM sollen neue Spieler zum Einsatz kommen, die über höhere Beweglichkeit und einen erheblich stärkeren Schuss verfügen.

Großes Gewicht haben die Organisatoren der Dutch Open auf die Nachwuchsförderung gelegt. Ein zweitägiger Workshop zur Robotik sei von 1000 Kindern und Jugendlichen besucht worden, sagt Dirkx. Auch unter den Zuschauern des Turniers fanden sich viele Kinder, die sich ausgesprochen interessiert zeigten. Insgesamt zählten die Veranstalter 9000 Zuschauer -- zusammen mit den Junior-Qualifikationen in Deutschland ein viel versprechender Auftakt für die diesjährige RoboCup-Saison, die in gut zwei Monaten mit der zehnten RoboCup-WM ihren Höhepunkt erreichen wird. (Hans-Arthur Marsiske) / (atr)