Wikinger soll semantisches Web erobern

In Anlehnung an die Wikipedia wollen deutsche Forscher mit der Wiki Next Generation Enhanced Repository (Wikinger) eine Info-Plattform schaffen, die Namen und Funktionsbezeichnungen schnell in groĂźen Datenmengen findet.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Deutsche Wissenschaftler arbeiten an einem – in Anlehnung an die Wikipedia – Wikinger getauften Projekt zur virtuellen Wissensvernetzung, das den klassischen Wissensaustauch auf Kongressen ergänzen soll. Ziel des Projekts ist es, eine domänen-neutrale Plattform für Wissenschaftler zu schaffen, die es ihnen ermöglicht, ortsunabhängig in Wissensbasen zu recherchieren und kollaborativ über das Internet neues Wissen zu generieren. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Unterstützung der Forscher bei der Vernetzung neuer Beiträge mit bereits geschaffenem Wissen.

Hierzu werden Techniken des Semantic Web eingesetzt. Im Gegensatz zu Suchmethoden, die nach bestimmten Zeichenketten fahnden, jedoch "blind" für deren Inhalt sind, bewältigen semantische (bedeutungsorientierte) Ansätze Suchaufgaben, wie sie zum Beispiel bei der Suche nach Synonymen (verschiedene Strings mit gleicher Bedeutung) oder unter umgekehrten Vorzeichen bei Homonymen ("Bank") entstehen.

In einem ersten Verarbeitungsschritt soll Wikinger Eigennamen (Personen-, Zeit-, Ortsangaben und "gegebenenfalls" Namen historischer Ereignisse) aus einer umfangreichen Datensammlung herausfiltern. In einem zweiten Schritt sollen diese computergestützt zu einem semantischen Netz verknüpft werden. Die Präsentation und die kollaborative Weiterverarbeitung der extrahierten und vernetzen Daten erfolgt über ein Wiki-System, das – im Gegensatz zur Enzyklopädie – nur von autorisierten Angehörigen des "Wissenschaftsbereichs" genutzt werden kann.

Als exemplarischer Forschungsbereich wurde die Geschichte des Katholizismus im 19. und 20. Jahrhundert gewählt, um die Verfahren in einem begrenzten Wissensgebiet erproben zu können. Nach einer erfolgreichen Entwicklung kann das System auf andere Forschungsgebiete sowohl im geisteswissenschaftlichen, als auch im naturwissenschaftlichen Bereich übertragen werden.

Medien-, Ingenieur- und Geschichtswissenschaftler arbeiten gemeinsam an Wikinger: Die Computer-Linguisten der Universität Duisburg-Essen um Professor Dr. Wolfgang Hoeppner, das Fraunhofer-Institut für Medienkommunikation (IMK) in St. Augustin und die Kommission für Zeitgeschichte (KfZG) in Bonn. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert Wikinger in den kommenden drei Jahren mit einer Million Euro aus Mitteln der e-Science-Initiative des BMBF. (ssu)